Christian Worch ist als Vorsitzender der neonazistischen Partei „Die Rechte“ zurückgetreten. Seine Nachfolge übernimmt, erstmal kommissarisch, der Dortmunder Christoph Drewer.
Dass Christian Worch mit der Entwicklung seiner Partei schon länger unzufrieden ist, ist innerhalb der neonazistischen Bewegung schon lange ein offenes Geheimnis. Als Worch “Die Rechte” im Frühjahr 2012 gründete, sollte sie eine Bündelung von Neonazis und enttäuschten DVU-Anhängern, die mit dem Zusammenschluss mit der NPD unzufrieden waren, bewirken. Worch wollte der von ihm heftig kritisierten NPD Konkurrenz machen und mit seiner eigenen Partei Stimmen am rechten Rand sammeln.
Allerdings sah Worch “Die Rechte” auch als Sammelbecken für Neonazis. Wenige Monate nach der Parteigründung wurden in Nordrhein-Westfalen Kameradschaften aus Aachen, Dortmund und Wuppertal verboten. Den Neonazis bot Worch eine neue Heimat in seiner Partei. Zufall war das nicht. Mit neonazistischen Aktivisten wie Christian Malcoci aus dem Aachener Raum und Siegfried Borchardt aus Dortmund ist Worch seit den frühen 1980er Jahren verbunden. Gemeinsam versuchten sie unter anderem Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag Adolf Hitlers 1989 zu organisieren. Worchs Verbindungen nach Dortmund waren besonders eng. Die Ruhrgebietsmetropole war eines von Worchs Testfeldern, als er während des ersten NPD-Verbotsverfahrens rund um das Jahr 2000 anfing, eigenständige Demonstrationen aus dem Spektrum der Kameradschaften zu entwickeln. Worch fungierte damals als Anmelder der rechten Aufmärsche, gab sein Wissen aber an die Kameraden in Dortmund weiter. Bis heute haben die Dortmunder Nazis Worchs Konzept der provokanten Demonstrationspolitik perfektioniert.
Wird Worch nicht mehr gebraucht?
Nun ist es ein altbekanntes Phänomen, dass ein Lehrmeister unzufrieden ist, wenn seine Schüler ihn übertreffen. Schon lange soll Worch mit den Neonazis aus dem Ruhrgebiet im Streit sein. Sie entwickeln sich selbstständig, Worch wird nicht mehr gebraucht. Dass er bis jetzt Bundesvorsitzender war, kann man als Nettigkeit der Parteimitglieder auffassen.
Bei einem Parteitag, der am vergangenen Wochenende stattfand, kam es dann zum Streit. Der Thüringer Landesverband, der in der Partei eine geringe Rolle spielt, stellte einen Antrag folgenden Inhalts: „Der Bundesparteitag möge beschließen, daß die Partei DIE RECHTE sich voll und ganz zur deutschen Volksgemeinschaft bekennt.“ Worch hielt dagegen, sah juristische und politische Probleme auf die Partei zukommen. Und verließ, obwohl er zuvor mit fast 80 Prozent der Stimmen zum Vorsitzenden wiedergewählt worden war, plötzlich den Parteitag. Am 31. Oktober erklärte er dann seinen Rücktritt vom Vorsitz.
Worchs Nachfolger ist der Dortmunder Neonazi Christoph Drewer. Drewer stammt aus Hamm und saß schon mehrfach in Haft, erstmals wurde er 2006 wegen verschiedener Körperverletzungsdelikte verurteilt. Wenn Drewer bei Kundgebungen der Rechten einmal redet, dann bleibt es selten aus, dass die Dortmunder Staatsanwaltschaft danach ermitteln muss. Vor zwei Jahren wünschte er sich beispielsweise, dass Frauen, die Geflüchteten helfen, von diesen vergewaltigt werden.
Ideologisch dürften zwischen Christoph Drewer und Christian Worch keine großen Unterschiede bestehen. Aber Drewer wird versuchen, “Die Rechte” noch deutlicher auf ein nationalsozialistisches Programm zu verpflichten als es Worch getan hat. Spannend bleibt die Frage, wie Christian Worch auf den offenen Widerspruch in “seiner” Partei reagieren wird. Er gilt nicht als jemand, der so etwas unwidersprochen hinnimmt, und hat mit seiner Leidenschaft für Auseinandersetzungen schon der NPD große Probleme bereitet.