Mossul ist die zweitgrößte Stadt des Irak und wird seit einem Jahr von den Terrormilizen des IS kontrolliert. Was das für den Alltag der Stadtbewohner bedeutet, mochte man sich aus der sicheren Warte Europas bislang nicht recht vorstellen. Inzwischen gibt es eine BBC-Onlinedoku, die dafür heimlich gefilmte Videos und Statements von Bürgern der Stadt versammelt.
Wie der IS die Millionenstadt Mossul 2014 einnehmen konnte, bleibt verwunderlich: Ein paar Tausend Milizionäre auf ihren Toyotas reichten aus, die irakische Armee zu vertreiben. Da die Stadt zuvor ein wichtiges Zentrum der Baath-Partei Saddam Husseins war, liegt der Verdacht nahe, dass der IS bei der Eroberung Unterstützung von früheren Saddam-Anhängern erhielt, die es dort immer noch zahlreich geben soll.
Vom IS-Terror sind im täglichen Leben Mossuls besonders Frauen und Angehörige religiöser Minderheiten betroffen. Frauen müssen ihren Körper komplett verhüllen, Missachtung wird mit der Peitsche bestraft, es trifft auch die Ehemänner. Häuser von Christen werden markiert und konfisziert. Die Peitsche droht beispielsweise auch bei öffentlichem Rauchen, berichtet ein Zeuge namens Zaid (sämtliche Namen wurden von der BBC geändert). Einfache Vergnügungen wie ein Picknick sind laut einem Zeugen mit Namen Hisham nun verboten, der IS nennt derartiges eine Verschwendung von Zeit und Geld.
Unter dem neuen „Recht des Kalifats“ werden willkürlich Bürger eingesperrt und gefoltert. Zeuge Fouad berichtet, man wollte seinen Bruder verhaften. Weil man ihn nicht vorfand, hätte man stattdessen ihn mitgenommen. Im Gefängnis habe ihn ein Mann mit einem Stromkabel immer so lange gepeitscht, bis dieser müde wurde. Welche Strafen jetzt in Mossul drohen, erzählt Zaid: „Diebstahl wird mit Hand-Abhacken bestraft, Ehebrecher werden von hohen Häusern runtergeworfen, Ehebrecherinnen gesteinigt.“ Um die Bevölkerung einzuschüchtern, würden die Strafen öffentlich vollzogen.
In der Stadt gibt es Probleme mit der Treibstoff- und Wasserversorgung, Bauarbeiten wurden gestoppt, viele Schulen sind geschlossen. Ein Bewohner, der den Namen Hisham bekam, musste Studium und Job aufgeben, weil beides nach Ansicht der IS-Ideologen haram (verboten) sei. Und: Wer noch Arbeit hat, müsse ein Viertel seines Lohnes an den IS abführen.
Wie in jedem Unrechtsregime haben auch die IS-Herrscher begonnen, ein System der Propaganda und Kontrolle aufzusetzen. Die Indoktrinierung beginnt bei den Jüngsten: In Schulen, die wiedereröffnet haben, wird ihre Islamisten-Propaganda verbreitet.
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