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Gibt es „schwule“ Stimmen?

 

Nein. Stimmlage und Aussprache haben nichts mit der Sexualität eines Mannes zu tun. Aber warum assoziieren wir eine bestimmte Klangfarbe mit Homosexualität?

Weil wir es so wollen. Schwule Männer galten und gelten in weiten Teilen heterogener Gesellschaften als Männer, die zu weiblich sind oder anders: nicht männlich genug. Deswegen ist „schwul“ auf Schulhöfen und in Umkleidekabinen ein Synonym für „schwach“, eine vermeintlich weibliche Eigenschaft. Wir schreiben bestimmten Menschen Eigenschaften zu, damit sie einfacher in unser Weltbild passen. Untersucht man das Phänomen „schwule Stimme“ wissenschaftlich, bleibt wenig davon übrig.

David Thorpe hat dazu einen Film gedreht. Im Rahmen der Dokumentationsreihe Op-Docs der New York Times hat er Linguisten befragt, warum einige Männer weiblicher klingen als andere. Der Schlüssel liegt in der Erziehung. Heranwachsende übernehmen Eigenheiten von Identifikationsfiguren. Sind diese vornehmlich weiblich, ist auch die Sprache weiblicher geprägt, unabhängig von Geschlecht und Sexualität eines Jugendlichen. „Schwul“ ist kein Dialekt, kein Akzent, kein einheitliches Musikgenre.

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