Rückblickend muss man sich wundern, dass eine jahrhundertealte Praxis erst jetzt einen Namen hat. Dank geht an Charlize Theron, die stillschweigend aus dem Leben ihres Ehemanns Sean Penn verschwand. Statt einer offiziellen Trennung ging sie einfach nicht mehr ans Telefon. In Anlehnung an den Film Ghost – Nachricht von Sam wurde daraus der Begriff „Ghosting„. Ist der Geist erst einmal aus der Flasche gelassen… Plötzlich kennt jeder jemanden, der jemanden kennt und alle wurde sie geghostet. Dieses Thema bringt Schwung in jedes langweilige Date, ich spreche aus Erfahrung.
Aufgrund der enormen Resonanz auf ihren Artikel „Exes Explain Ghosting„ (knapp 1.000 Kommentare auf Facebook!) hat die New York Times nun eine sehr subjektive Auswahl der bewegendsten Ghosting-Geschichten veröffentlicht, eine Art digitaler Beichtstuhl. Es melden sich Opfer und Täter zu Wort. Die Dauer des Spuks reicht von einem Abend bis zu zwölf Jahren Ehe. Manche Sünder zeigen sich uneinsichtig: „Some call it ’no contact.‚“ Neu ist die Erkenntnis, dass davon auch platonische Beziehungen betroffen sein können: „I am guilty of ghosting friends.“ Nicht neu ist die Erkenntnis, dass Verschwinden sehr viel leichter fiel, als Stalken noch keine Kulturtechnik war, denn das Internet vergisst nichts.
Ist Ghosten unhöflich? Nicht unbedingt. Ist es feige? Ja, aber. Bleibt die Frage: Wann ist der richtige Zeitpunkt, sich aufzulösen? „Wenn ich merke, dass es kein Match ist.“ Vielleicht hat all das nichts mit Charlize Theron zu tun. Vielleicht liegt die Schuld bei Tinder.
Weitere Teilchen finden Sie hier.