Wie können wir fassen, was die große Zahl fliehender Menschen für Europa bedeutet? Natürlich indem wir Bilder von den langen Märschen an den Grenzen und von den immer noch überfüllten Booten anschauen, und vor allem indem wir in die erschöpften Gesichter der Männer, Frauen und Kinder sehen und ihre Geschichten hören.
Die Zahlen selbst sind allerdings auch mächtig: Etwa 10.000 Flüchtlinge kommen jeden Tag in Griechenland an. Allein im vergangenen September erreichten laut UNHCR fast 40.500 syrische Asylsuchende Deutschland. Als Ziffern bleiben sie allerdings abstrakt, sie berühren nicht. Wenn man jedoch wie die Firma Lucify aus Helsinki die geschätzten Daten der Vereinten Nationen fliegen lässt, bekommen sie große Wucht. Auf einer Landkarte fliegen kleine Pünktchen aus den Herkunftsländern in die Aufnahmeländer – ein Punkt steht für 25 Menschen, eine halbe Busladung etwa. Am Anfang der Zählung (im Jahr 2012) ähnelt der Strom der Pünktchen aus Syrien nach Deutschland noch einer Linie, in den letzten Monaten eher einem kräftigen Duschstrahl.
Eine andere Grafik am Ende relativiert die Last der Europäer: Würde man die syrischen Flüchtlinge alle in Fußballfeldern zusammenquetschen, wären etwa acht Felder in Europa voll, aber 59 in den nicht-europäischen Ländern, beispielsweise in der Türkei, im Libanon, in Jordanien, im Irak und in Nordafrika.
Das ist erhellend, kann aber nicht den Anblick der müden Menschen ersetzen. Denn eine Dusche Pünktchen, die man mal schneller, mal langsamer einstellen kann, lässt leicht vergessen, wie mühsam und voller Umwege eine Flucht ist. Dass es sich um Menschen handelt und nicht um einen Hurrikan, der über Europa fegt.
- Wer gegen wen in Syrien kämpft: ein Erklärvideo der BBC.
- Wo Russland bombt und wo die USA: Infografiken der New York Times.
- Was würden Sie tun, wenn Sie aus Syrien flüchten müssten? Ein News-Game der BBC.