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Ich – will – es – aber – nicht – hören!

 

Zu Beginn eine Bitte: Nicht weiterlesen! Sondern hören Sie sich zuerst das Lied im Video an. Fertig? Dann geht’s jetzt gerne weiter:

Sie haben soeben Mariah Careys Weihnachtsklassiker All I want for Christmas is you gelauscht. Allerdings so, wie sie ihn wohl noch nie gehört haben. Wie das Wissenschaftsmagazin New Scientist berichtet, hat jemand den Song zunächst in das MIDI-Format umgewandelt. Das ist so eigentlich nicht gedacht, denn die entsprechende Software tastet das Original ab, kann aber keine genauen Noten oder Geräusche wie die menschliche Stimme aus komplexen Songs „heraushören“. Anschließend wurde das gefilterte Ergebnis wieder zurück in MP3 konvertiert und vergangene Woche auf Tumblr veröffentlicht. Das Format ist einfach, Stimmen dafür als Geräusch zu komplex, um sie zu verarbeiten. Der Song sollte also ohne Careys charakteristisches Jaulen Singen erklingen. Aber haben Sie den Gesang nicht doch wahrgenommen? Und falls ja: Wie kann das sein?

Laut New Scientist sprechen Psychologen hier von top-down processing. Meint: Das Gehirn nutzt ihm bekannte Informationen, um die Welt zu verstehen. Wem der Song vor diesem Beitrag unbekannt war, wird MIDI-Mariah auch nicht gehört haben. „Ich höre sie nicht“, sagt beispielsweise die Psychologin Diana Deutsch im Gespräch mit dem Magazin. Das Lied sei ihr vollkommen fremd, die Illusion habe bei ihr daher gar nicht funktionieren können.

Wieso aber lässt uns das Gehirn Dinge hören, die nicht da sind (vor allem Mariah Carey)? Top-down processing mache Menschen und Tiere achtsamer für potenzielle Bedrohungen in ihrer Umgebung, sagt Petr Janata, Neurowissenschaftler an der University of California, Davis. „Es ist wertvoll, basierend auf unseren Erfahrungen vorhersagen zu können, was geschehen könnte“, zitiert ihn der New Scientist.


Etwa: Sie werden die nächste Zeit sicherlich einen Ohrwurm haben. Kraft meines Wissens möchte ich mich dafür an dieser Stelle in aller Form entschuldigen.