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Italien ist verkeimter

 

 

Ein Atlas voller Bakterien

Hätte es Alexander Fleming nicht gegeben, könnten wir heute weder Blutvergiftungen noch Lungenentzündungen oder Geschlechtskrankheiten behandeln. Er entdeckte 1944 das Penicillin und damit die Antibiotika. Von da an konnte die Menschheit Bakterien bekämpfen. In Massen werden die Mittel seit Jahrzehnten eingesetzt. Genau das ist das Problem: Weltweit werden Keime resistent, lassen sich nicht mehr abtöten. Selbst unterschiedliche Antibiotika helfen gegen multiresistente Erreger nicht mehr. Um welche Keime und Resistenzen geht es dabei eigentlich? Welche Länder sind besonders betroffen? Das zeigt dieser Europa-Atlas von CORRECT!V.

Mit dabei sind Bakterien wie E. coli, MRSA oder Salmonellen. Besonders in Krankenhäusern sind diese Erreger zu einem riesigen Problem geworden. Von 400.000 Menschen, die sich jedes Jahr mit Krankenhauskeimen infizieren, sterben nach offiziellen Angaben bis zu 15.000. Recherchen von ZEIT ONLINE, DIE ZEIT, der Funke-Mediengruppe und CORRECT!V zeigten kürzlich, dass es wahrscheinlich noch viel mehr sind.

Auf Grundlage von Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) fasst der Atlas die gefährlichsten Keime zusammen. Die abgebildete Karte zeigt beispielsweise, dass 11,8 Prozent der in Deutschland untersuchten Staphylococcus aureus-Bakterien gegen das Antibiotikum Methicillin resistent sind. Sprich: Das Mittel kann ihnen nichts mehr anhaben.


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In Deutschland sind 11,8 Prozent der Bakterienart Staphylococcus aureus gegen Methicillin resistent. (Quelle: CORRECT!V)

Die Entstehung des Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus, kurz MRSA, hängt eng mit der ihrer Gegenmittel zusammen. Denn an diesem Bakterium sah Alexander Fleming die Wirkung des Penicillin zum ersten Mal. Staphylococcus aureus findet sich auf der Haut und in der Nase gesunder Menschen und ist eigentlich harmlos. Gefährlich ist es für Klinikpatienten, deren Immunsystem ohnehin schon schwach ist. In der Blutbahn kann es dann schwere Infektionen auslösen.
Vorsicht – die eindrucksvollen Karten sind nicht supergenau
Südliche Länder Europas sind übrigens stärker betroffen. In Italien beträgt der MRSA-Anteil schon 33,6 Prozent. Das könne daran liegen, dass dort im Vergleich weniger stark kontrolliert wird, welchen Menschen Antibiotika verabreicht werden, schreibt CORRECT!V. Zum anderen sei die Datenlage nicht hundertprozentig sicher: „Die Klarheit dieser Karten ist verführerisch, doch das täuscht. Die Daten sind unvollständig: Sie werden auf freiwilliger Basis erhoben. Es gibt große Unterschiede, wie viele Krankenhäuser in den einzelnen Ländern dabei sind. Das kann zu starken Verzerrungen führen, wenn etwa in kleinen Ländern vor allem Unikliniken mitmachen, die für die schwereren Fälle verantwortlich sind – und deshalb vermutlich mehr Patienten mit resistenten Bakterien behandeln.“ Dass es die Resistenzen gibt, steht aber außer Frage. Ebenso, dass man sie nicht unterschätzen sollte.