Vor 500 Jahren starb der niederländische Maler Hieronymus Bosch. Seine Heimatstadt s‘-Hertogenbosch widmet ihm aus diesem Anlass eine beeindruckende Werkschau. Noch nie waren so viele Bosch-Bilder an einem Ort versammelt, normalerweise sind sie heute in aller Welt verstreut und gehören den renommiertesten Museen. Rund 20 Gemälde und 19 Zeichnungen sind bis zum 8. Mai im Noordbrabants Museum zu sehen.
Nur eines nicht: Boschs berühmter Garten der Lüste. Er musste im Madrider Prado bleiben und ist nur als zeitgenössische Kopie in s‘-Hertogenbosch vertreten. Das Triptychon misst im Original 220 mal 390 Zentimeter und zeigt den Garten Eden, das Himmlische Paradies und die Hölle, wie Bosch sie sich um 1500 vorgestellt hat. Ein Wimmelbild voller Symbolkraft, religiöser Anmut und weltlicher Kritik. Es nicht in ursprünglicher Form zeigen zu können, ist ein wahrer Verlust für die große Jubiläumsschau in den Niederlanden.
Doch es gibt digitalen Ersatz. Als Begleitmaterial des Dokumentarfilms Hieronymus Bosch, Touched by the Devil entstand eine interaktive Onlineplattform, auf der der Garten der Lüste bis ins kleinste Detail aufgelöst und erklärt wird. Der Betrachter kann am Bildschirm in die Symbolsprache des Künstlers eintauchen, er lernt etwas über die Entstehungsbedingungen und Boschs Weltsicht. Kein Museum der Welt könnte diese Nähe zum Werk ermöglichen.
Muss man also überhaupt noch den Prado besuchen, um dem Garten der Lüste leibhaftig gegenüberzustehen? Nun ja, glauben wir einfach weiter an Walter Benjamins Diktum von der einzigartigen Aura eines Bildes, die nicht reproduzierbar ist.
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