Im Schnitt passiert man in Deutschland 313 Kreuzungen – und dann kommt ein Kreisverkehr. Noch häufiger wird der Straßenverkehr in Frankreich, Großbritannien und Spanien um Mittelinseln herumgeführt. Verkehrsplaner heben die Vorteile gegenüber Kreuzungen hervor: Kreisel gelten wegen der niedrigeren Zahl an Konfliktpunkten als sicherer, und meist läuft der Verkehr auch flüssiger. In den USA sind diese dagegen weitaus seltener. Dort kommt ein Kreisverkehr nur auf 1.118 Kreuzungen, hat der Raumdesigner Damien Saunder auf Basis von Daten des Kartendienstes Here ermittelt.
Saunder kommt aus dem Kreiselland Australien, lebt heute in Kalifornien und wollte seinen subjektiven Eindruck verifizieren, dass es dort fast nur herkömmliche Kreuzungen gibt. Tatsächlich ist Kalifornien sogar ein kreiselreicher US-Bundesstaat, nur in Florida gibt es noch mehr. Im Bundesstaat Maryland ist es allerdings am wahrscheinlichsten, unterwegs auf einen Kreisverkehr zu treffen. Verglichen mit Frankreich oder Großbritannien ist aber selbst dort die Rate noch gering.
Warum aber liegen die Amerikaner bei den Kreiseln zurück? Ein Experte erklärt die Differenz mit kulturellen Unterschieden: Der konfrontative American way of life stehe dem Kreisverkehr, der Kompromiss und Kooperation erfordere, eher entgegen. Doch vielleicht hat ja auch ein anderer Fachmann recht, der schlicht darauf verweist, dass man in den USA viel später als in anderen Ländern mit dem Bau moderner Kreisverkehre gestartet habe. Oder die Antwort ist noch simpler: In den Weiten von South Dakota, Wyoming, New Mexico oder Oklahoma ist der Verkehr so dünn und das Unfallrisiko so gering, dass der Umbau einer Kreuzung zu einem Kreisverkehr kaum Sinn ergibt.