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Wer war noch mal Chakib Akrouh?

 

Wer war noch mal Chakib Akrouh?
Screenshot von Le Monde, AFP | Illustrations : Clara Dealberto

Das Terrornetzwerk um Abdelhamid Abaaoud und Salah Abdeslam ist komplex, seine Strukturen erstrecken sich über halb Europa bis nach Syrien. Über einige mutmaßliche Attentäter weiß man immer noch so gut wie gar nichts. Bei anderen kennen wir nicht viel mehr als die Namen. Welche Attentäter sind nach den Anschlägen von Paris und Brüssel noch auf der Flucht? Welche Verbindung gibt es zwischen beiden Anschlägen? Und wer war noch mal Chakib Akrouh?

Mittlerweile haben mehrere Nachrichtenseiten versucht, die Spuren der Täter in Grafiken und Schaubildern nachzuzeichnen. Eine der informativsten und anschaulichsten hat soeben die französische Zeitung Le Monde veröffentlicht.

Seit den Terroranschlägen auf die Redaktion von Charlie Hebdo und einen jüdischen Supermarkt in Paris im Januar 2015 haben die Ermittler Informationen über 19 Männer und eine Frau zusammengetragen. Dass die Namen von sechs dieser Männer auch in Zusammenhang mit den Brüsseler Anschlägen genannt werden, verdeutlicht die Grafik von Le Monde auf einen Blick unter Tous les Individus.

Im Zentrum steht Abdelhamid Abaaoud, der als Planer der Paris-Attentate vom November gilt. In einem kurzen Steckbrief erfährt man das Wichtigste, was über ihn bekannt ist: Abaaoud war belgischer Staatsbürger und hat sich eine Zeitlang in Syrien aufgehalten. Seine Fingerabdrücke wurden in dem Seat Leon gefunden, der am Abend der Pariser Anschläge von den Attentätern gefahren wurde. Am 18. November 2015 wurde Abaaoud in dem Pariser Vorort Saint-Denis getötet.

Farblich gekennzeichnet ist, welche Attentäter auf der Flucht (roter Kreis), getötet (schwarz) oder bereits gefasst (blau) sind. Auch zeigt sich schnell, dass über drei mutmaßliche Attentäter – darunter der Mann mit Hut vom Brüsseler Flughafen – in der Öffentlichkeit noch so gut wie gar nichts bekannt ist.

Die Grafik unterteilt sich weiter in vier wichtige Ereignisse seit den Anschlägen auf Charlie Hebdo, beginnend mit einer Terrorrazzia im belgischen Verviers. Fünf Verdächtige werden an diesem Tag festgenommen, zwei Personen werden bei der Razzia getötet. Neun weitere können entkommen – darunter auch Abaaoud.

Der Vorteil der Grafik ist, dass sie leicht verständlich ist und einen guten Überblick gibt. Der Nachteil: Wer sich für die Details und weitere Entwicklungen interessiert, stößt beim Lesen schnell an Grenzen. Man erfährt beispielsweise nicht, wer die Terrorverdächtigen sind, die während der Razzia in Verviers von der Polizei erschossen wurden. Auch über Schlüsselfiguren wie Abaaoud gibt es zahlreiche weitere Informationen. Weiterführende Links innerhalb der Grafik wären hier hilfreich gewesen.

Andere Nachrichtenseiten haben sich daran versucht, weiter ins Detail zu gehen, einige beziehen die Kontakte der Attentäter nach Syrien mit ein. Sie alle haben ihre Schwachstellen, allen voran, dass sie nicht regelmäßig aktualisiert werden. Ein weiteres Manko ist, dass die Grafiken so weit in die Vergangenheit zurückgehen, dass sie die Grenze der Übersichtlichkeit überschreiten (wie es bei der belgischen Zeitung De Tijd der Fall ist). Andere pressen weitere Anschläge in Europa in ihre Grafik, was zu Lasten der Gesamtübersicht geht: Bei der Welt beispielsweise könnte man bei Betrachtung der Grafik zu der Ansicht gelangen, dass die Pariser Anschläge von nur zwei Attentätern ausgeführt wurden. Besser macht es da noch die New York Times, die sich intensiver mit der Herkunft der Täter beschäftigt hat.


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