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Briefkastenfirmen: Schnell, diskret, legal

 

Eine Briefkastenfirma im Steuerparadies zu gründen, ist kinderleicht. © Giulio Di Sturco/Getty Images
Eine Briefkastenfirma im Steuerparadies zu gründen, ist kinderleicht. © Giulio Di Sturco/Getty Images

“Guten Tag, ich würde gerne eine Briefkastenfirma gründen, irgendwo in einer Steueroase, Belize oder Bahamas oder so. Können Sie mir erklären wie das geht?” Diese Sätze spricht die Journalistin Chana Joffe-Walt einem Verwalter von Briefkastenfirmen auf den Anrufbeantworter. Für die Podcastserie Planet Money des amerikanischen Radiosenders National Public Radio (NPR) will sie herausfinden, wie einfach es ist, eine Briefkastenfirma zu gründen.

Dieser Beitrag ist aus dem Jahr 2012. Doch mit den Veröffentlichungen der Panama Papers hat Joffe-Walts Versuch wieder Aktualität erlangt. Denn nach dem 2,6 Terabyte großen Datenleck bei Mossack Fonseca, einem Verwalter von Briefkastenfirmen in Panama, interessiert diese Frage nicht mehr nur spitzfindige Journalisten und Steuerfahnder. Joffe-Walts kurze Antwort? Erschreckend einfach. Das Schwierigste beim Gründen von Briefkastenfirmen, sagt die Reporterin, ist die Eröffnung eines Bankkontos. Ansonsten reiche es, Ausweis und Adressnachweis zuzuschicken. Schon nach einer Woche war Joffe-Walt stolze Besitzerin ihrer Fantasiefirma Unebelizable mit Firmensitz in Belize und Bankkonto in der Schweiz.

Die Telefonisten bei Fidelity Corporate Services, einem Verwalter, der ähnliche Dienste anbietet wie Mossack Fonseca in Panama, geben freimütig Auskunft: 780 Dollar kostet die Anmeldung eines Unternehmens in Belize, 800 Dollar auf den Seychellen, knapp 1000 Dollar auf den Britischen Jungferninseln. Und zwei Versprechen liefern die Anbieter zu diesem Preis gleich mit: Firmengründer müssen keine Steuern zahlen und niemand wird je erfahren, wer hier wie viel Geld zur Seite schafft. Confidentiality, Diskretion, lautet das Wort, das bei den Gesprächen immer wieder fällt. Nicht einmal Barack Obama persönlich würde bei ihr Informationen über die Geschäfte erhalten, versichert die Telefonistin von Fidelity Corporate Services.

Das Erstaunliche: Obwohl Diskretion das höchste Gut im Handel mit Briefkastenfirmen zu sein scheint, ist die Gründung durch und durch legal. Joffe-Walt und dem Team von NPR sind schon 2012 keine guten Gründe eingefallen, warum Privatpersonen aus völlig legalen Gründen Geld in einer Steueroase verstecken sollten.

Zu den beliebtesten Zusatzdiensten gehört übrigens das Angebot, die Identität des Firmeninhabers zu verschleiern. Fidelity Corporate Services bietet gegen eine Gebühr von 600 Dollar eine Scheindirektorin. Ihr Name: Desiree.


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