Bei der Bundespräsidentenwahl in Österreich ist der rechtspopulistische Kandidat Norbert Hofer zwar knapp an seinem Widersacher Alexander Van der Bellen gescheitert. Doch immerhin die Hälfte aller Bürger war gewillt, Hofer an die Staatsspitze zu wählen. In ganz Europa sind autoritäre Bewegungen im Aufwind, die sich in ihrer Programmatik ähneln: gegen Muslime, gegen Schwule, gegen die Grundwerte einer liberalen Demokratie. Ihr Einfluss sinkt nicht, er wächst.
Die Grafiker der New York Times haben anhand von Wahlergebnissen für alle Länder Europas nachgezeichnet, wie rechtsextreme und autoritäre Bewegungen in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen haben. Man sieht: In vielen Ländern sind die Rechtspopulisten ein vergleichsweise junges Phänomen (Dänemark, Schweden, Tschechien), während sie in Ungarn, wo Ministerpräsident Viktor Orbán die vergangenen drei Wahlen gewonnen hat, schon die Gesellschaft und das Land verändern.
Neu an alldem ist, dass sich die Bewegungen mittlerweile gegenseitig befeuern und durch die Erfolge der jeweils anderen noch größer werden. Frauke Petry in Deutschland, Marine Le Pen in Frankreich, Geert Wilders in den Niederlanden, Christoph Blocher in der Schweiz – sie alle eint das gemeinsame Ziel, Europa in ihrem Sinne zu verändern. Österreich, das belegen die Daten der New York Times-Kollegen, ist nur eine besonders krasse Variante eines europäischen Phänomens. Die Zahlen zeigen aber auch: In den Eurokrisen-Ländern Spanien und Portugal haben die Rechtspopulisten bisher keine Chance. Und in Griechenland regiert eine linke Syriza-Regierung.