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Korallen knutschen im Riff

 

Leidenschaft pur: Forscher haben Korallen im Riff live beim Küssen und Kämpfen beobachtet. Möglich machte das ein neues Unterwassermikroskop mit einer Auflösung von bis zu 2,2 Mikrometern. So detailliert ließ sich das Geschehen in Korallenriffen noch nie beobachten.

Das Mikroskop besteht aus zwei Teilen: einer Kontrolleinheit mit Display, Batterie für achtstündigen Betrieb und 500 Gigabyte Speicherplatz. Zudem gibt es eine optische Einheit mit hochauflösender Digitalkamera. Die eingebaute elektrische Linse lässt sich extrem fein einstellen, sodass Forscher nacheinander verschiedene Bereiche des millimetergroßen Ausschnitts scharf stellen können. „Das System kann unter Wasser Dinge zeigen, die so klein sind wie eine Zelle“, sagt Andrew Mullen von der Scripps Institution of Oceanography in San Diego, der das Gerät mitentwickelt hat. LED-Leuchten sorgen für das nötige Licht. Ergebnis sind Detailaufnahmen in neuer Brillanz.

Das Drama gibt’s im Video

So hätten sie erstmals Korallenpolypen beim „Küssen“ beobachten können, schreiben Mullen und Kollegen in einer aktuellen Studie. Was hinter dem Phänomen steckt, lässt sich noch nicht genau sagen. Vermutlich haben die Polypen Nährstoffe miteinander ausgetauscht, lautet eine Theorie. Andere Korallen hingegen hätten sich mit Enzymen gegenseitig bekämpft, heißt es weiter. Die Dramen im Riff haben die Wissenschaftler in einem Video festgehalten.

Zudem beobachteten sie vor den Hawaii-Inseln, wie sich eine Korallenbleiche an der Steinkoralle Porites lobata entwickelt. Dabei werden zunächst Einzeller, die in Symbiose mit der Koralle leben, von dieser abgestoßen. In der Folge entwickeln sich Wabenmuster bei der Besiedlung der Korallen durch Algen. Erstmals haben Forscher das beobachtet. Mullen und Kollegen vermuten, dass die Algen zunächst die Räume zwischen den einzelnen Korallenpolypen bewachsen, bevor sie die durch die Bleiche geschwächten Korallen ganz überwuchern.

Das Phänomen der Korallenbleiche beobachten Forscher aus aller Welt seit den Siebzigern immer wieder. 2016 ist die Situation verstärkt durch das Wetterphänomen El Niño besonders drastisch, wie Bilder des Projekts Global Coral Bleaching zeigen.

(Quellen: dpa, Nature Communications: Mullen et al., 2016)


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