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Mit Handys gegen Pistolen

 

Rio de Janeiro

Die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro haben begonnen, und Sie sind nicht dabei? Weil Sport nicht Ihr Ding ist, Sie Großveranstaltungen skeptisch sehen, weil Ihnen Rio zu weit weg und zu gefährlich ist? Verständlich: Inzwischen wehren sich die dortigen Favela-Bewohner mit Apps und Websites gegen Gewalt, Ausgrenzung und Vorurteile. Diese Karte zeigt, wo wer geschossen hat.

Tatsächlich gehört die brasilianische Metropole zu den Städten mit der höchsten Mordrate weltweit – ein Grund dafür könnten aber genau die nun stattfindenden Olympischen Spiele sein. Laut Amnesty International sind in den drei Monaten vor den Spielen 103 Prozent mehr Menschen bei Polizeieinsätzen getötet worden als im Vorjahreszeitraum – seit April starben demnach 124 Menschen; seit die Spiele 2009 an Rio vergeben wurden, waren es 2.600 Todesopfer.

Die Stadtverwaltung schickte wie schon vor der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 schwer bewaffnete Spezialeinheiten in die Favelas, um sie sicherer zu machen. Zudem wollten die Behörden verhindern, dass bewaffnete Gangs Besucher überfallen. Um die zunehmende Gewalt zu dokumentieren, entwickelten die Aktivisten die App Kreuzfeuer (Fogo Cruzado). Bewohner sollen Waffengewalt melden und angeben, ob es Tote und Verletzte gab. So lässt sich nachvollziehen, wo es wie viele Schießereien in den vergangenen 24 Stunden, der vergangenen Woche oder im zurückliegenden Monat gegeben hat – und ob die Polizei beteiligt war.

Rio de Janeiro
Eine andere Karte dokumentiert nicht nur die Getöteten in den verschiedenen Regionen Rios, sondern auch, wie massiv in das Stadtbild vor den Spielen eingegriffen worden ist. Die „Spiele der Ausgrenzung“ zeigen, wo in der Stadt Militär Stellung bezog, Gebäude geräumt wurden und Sportstätten entstanden.

Rio de Janeiro
Investoren wollen in den Favelas offensichtlich teure Luxusquartiere entstehen lassen. Viele liegen an atemberaubenden Hängen nahe dem Stadtzentrum. Wie wunderbar die Favelas und ihre Bewohner sein können, zeigt Google mit 360-Grad-Fahrten durch die Häuser und Straßen Rios.