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Tabakkonzerne müssen vor sich selbst warnen

 

Jedes Jahr sterben mehr Menschen durch Rauchen als durch Morde, Aids, Suizid, Drogen, Autounfälle und Alkohol zusammen.“ Klingt wie die Bekanntmachung einer Antiraucher-Kampagne – gehört aber zu einer Werbung von einem Tabakhersteller. Freiwillig geschieht das jedoch nicht.

Ein Gericht ist für die Warnung verantwortlich. Das entsprechende Urteil fiel bereits vor elf Jahren. Richterin Gladys Kessler kam 2006 zu dem Schluss, dass Tabakkonzerne die Öffentlichkeit jahrzehntelang über die gesundheitlichen Gefahren des Rauchens belogen hätten, und ordnete eine Gegendarstellung an – seitdem stritten sich Anwälte über die genaue Wortwahl der Werbespots.

Das Gesetz schreibt vor, dass die Konzerne ab jetzt zwölf Monate lang in der Hauptsendezeit der großen US-Fernsehsender Werbung schalten. Die Spots sollen darüber aufklären, wie gefährlich Zigaretten wirklich sind.

 

Nüchtern liest eine Stimme vor: „Tabakhersteller haben Zigaretten mit Absicht so entwickelt, dass sie genug Nikotin enthalten, um eine Sucht zu erzeugen und aufrechtzuerhalten.“ Zu sehen ist die Aussage in schwarzer Schrift auf weißem Hintergrund. Kurz informiert der Spot noch darüber, dass die Firmen R. J. Reynolds Tobacco, Philip Morris USA, Altira und Lorillard von einem Gericht angewiesen wurden, für diese Werbung zu bezahlen. Dann ist er vorbei.

Zu den Werbespots im Fernsehen kommen Anzeigen in den wichtigsten Sonntagszeitungen des Landes und neue Beschriftungen von Zigarettenpackungen. Die amerikanische Krebs-Gesellschaft, die bei der Formulierung der Anzeigen mitgewirkt hat, nannte die Werbekampagne einen „bedeutenden Sieg für die öffentliche Gesundheit“.

Dumm nur, dass die Raucher und Raucherinnen von morgen immer seltener Fernsehen schauen oder Zeitung lesen. Die Verantwortlichen hatten vor elf Jahren logischerweise nicht bedacht, dass sie den Tabakfirmen vorschreiben sollten, lieber Werbung auf YouTube oder Snapchat zu schalten.


Weitere Netzfundstücke gibt’s im Teilchen-Blog.