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Es geht um das Recht auf Leben und leben lassen

 

Vor sechs Jahren wurde Jennifer Ryan schwanger. Sie wollte ein gesundes Baby zur Welt bringen. Dieser Wunsch wurde in der 22. Schwangerschaftswoche zerstört, als ihr Arzt ihr mitteilte, dass ihre zukünftige Tochter schwer krank in ihrem Bauch heranwächst. „Your baby is incompatible with life„, zu Deutsch: „Ihr Baby ist nicht überlebensfähig“, sagte Ryans Arzt. Bei schwerwiegenden Komplikationen haben Schwangere in Deutschland das Recht auf einen Schwangerschaftsabbruch. In Irland nicht.

So reiste Jennifer Ryan wie rund 3.000 Frauen jedes Jahr ins benachbarte Großbritannien, um dort einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen zu lassen. Denn bisher sind Schwangerschaftsabbrüche für Frauen in Irland selbst dann verboten, wenn sie durch eine Vergewaltigung schwanger geworden sind oder der Fötus nicht lebensfähig ist.

Für Jennifer Ryan war die Entscheidung für einen Schwangerschaftsabbruch keine Entscheidung gegen das Leben ihrer ungeborenen Tochter, sondern eine Entscheidung für sie. „Meine Tochter hätte kein Leben gehabt. Sie wäre nicht einmal in der Lage gewesen, zu atmen“, sagt Ryan.

Am Freitag können die Iren und Irinnen in einem Referendum über das Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen abstimmen. Die Befürworter einer Reform sprechen sich für ein Recht auf Selbstbestimmung der Frau aus, wohingegen sich Abtreibungsgegner für das Recht auf Leben einsetzen. Sollte die Mehrheit der irischen Wähler und Wählerinnen mit einem Ja votieren, würde dies eine Änderung des Abtreibungsrechts einleiten.