Bilder aus dem Weltraum sind ein Teil unseres modernen Alltags. Doch dass man einen räumlich realistischen Einblick ins tiefste Weltall erleben kann, ohne Astronaut oder Weltraumforscher zu sein, scheint schwer vorstellbar. Die US-Weltraumbehörde Nasa sollte diesen Vorbehalt vor wenigen Tagen endgültig beseitigt haben. Sie bietet in einem Virtual-Reality-Video auf YouTube exklusive Einblicke in unsere weite Galaxie. Für jedermann.
Für manche aus der älteren Generation mag es verrückt klingen, nach Science-Fiction, doch dass man sich nun von zu Hause frei durch einen Teil der Milchstraße bewegen kann, ohne in einem Raumschiff zu sitzen, ist 2019 zur Realität geworden.
Heißt, dass man sich ab jetzt endlich die vielen dubiosen Hypothesen sparen kann, wann und zu welchem Preis Weltraumtourismus angeboten wird. Denn Weltraumtourismus gibt es jetzt online und umsonst.
In dem von der Nasa veröffentlichten Virtual-Reality-Video kann die Userin per Mausbewegung frei durch die Milchstraße wandern und das astronomische Spektakel eigenständig und interaktiv beobachten. Die bestimmte 360-Grad-Videotechnik erlaubt, dass man selbst seine Blickrichtung innerhalb des Videos steuern kann. Entweder mit der Maus oder noch realer mithilfe einer VR-Brille, die auf dem Kopf getragen wird und die eigenen Kopfbewegungen sensorisch ins Video überträgt. Somit entsteht der authentische Eindruck, sich selbst in der Milchstraße zu befinden. Wie gefragt solches Material momentan ist, sollte spätestens seit letztem Mittwoch klar sein, denn dort haben Forscher den ersten direkten visuellen Nachweis für ein supermassereiches Schwarzes Loch liefern können. Ein Bild, das im Netz und in den sozialen Medien viral ging. Das Weltall bewegt alle Menschen. Und es scheint immer interessanter zu werden, wenn es für uns greifbarer wird. Nämlich durch bessere Visualisierung, wie beim Bild des Schwarzen Loches oder in diesem Virtual-Reality-Video der Nasa.
Ausgangspunkt der virtuellen Reise durchs All ist kein geringerer als Sagittarius A*, das Schwarze Loch im galaktischen Zentrum der Milchstraße. 27.000 Lichtjahre entfernt.
Überhaupt möglich macht diese 360-Grad-Visualisierung die Simulation eines Supercomputers der Nasa. Zusammen mit Echtdaten des Satelliten Chandra war die Raumfahrtbehörde in der Lage, dieses Video zu generieren.
Das Besondere an diesem Satelliten, der 1999 in die Erdumlaufbahn geschossen wurde, ist sein Röntgenteleskop. Chandra ist Teil des Great Observatory Program der Nasa und eines der vier Weltraumobservatorien die im Rahmen dessen gebaut wurden. Prominentester Vertreter dieser Flotte ist wahrscheinlich das Hubble-Teleskop.
Chandra nimmt also Röntgenstrahlungen im All auf, aus denen auch die Simulation angefertigt wurde. Diese aufgezeichneten Röntgenstrahlungen entstehen im All, wenn Materie sich auf Millionen von Grad erhitzt. Das geschieht zum Beispiel an starken Magnetfeldern, extrem hoher Schwerkraft oder bei der Explosion von Sternen.
Aus diesen Röntgenemissionen lässt sich somit eine authentische Visualisierung unserer Milchstraße erzeugen.
Dabei seien die blauen Farben, laut Nasa, Röntgenemissionen ausgehend von heißen Gasausstößen mit Temperaturen im zehnstelligen Millionenbereich. Rot repräsentiere UV-Emissionen von kälterem Gas in mäßiger Dichte mit Temperaturen im Zehntausendbereich, während Gelb kälteres Gas mit hoher Dichte zeige. Zusammen ergeben diese ein realistisches Bild des galaktischen Zentrums und all dessen Sternen im Bereich einiger Lichtjahre.
Twitter-User erinnert dieses Spektakel an eine Szene aus dem Marvel-Superheldenfilm Doctor Strange (gespielt von Benedict Cumberbatch), um genauer zu sein an „Dormammu”, einem bösen Wesen aus einer anderen Dimension.
https://twitter.com/Iamkarl24/status/1112374550145183747
„Dormammu, I’ve come to bargain!“ (deutsch: „Dormammu, ich bin gekommen, um zu verhandeln!“) Ein zentraler Satz, den Doctor Strange in dieser Szene mehrmals wiederholt.
Und tatsächlich sind die Ähnlichkeiten verblüffend. Denn auch dort sorgt ein faszinierendes Farbenspiel für die Verkörperung des Nebulösen und von fremden Weiten. Doch wie uns das Nasa-Video zeigt, entspricht die Symbolik im Film nun fast der Realität. Dafür hat ein Twitter-User das passende Wort gefunden: „Awesome.”