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„Ich habe die Verbrechen gesehen“

 

Massenvergewaltigungen, ethnische Säuberung, Völkermord: Das habe sie in Bosnien gesehen, berichtet die US-amerikanische Journalistin Janine di Giovanni auf Twitter. Zu ihrem Post fügt sie #BosniaWarJournalists hinzu. Unter dem Hashtag protestieren di Giovanni und andere Journalistinnen und Journalisten gegen die Verleihung des Literaturnobelpreises an Peter Handke.

Der Schriftsteller bekommt an diesem Dienstag in Stockholm den Preis für das Jahr 2019 überreicht. Seine Wahl hatte schon vor der Verleihung eine Debatte ausgelöst. Grund dafür ist Handkes Haltung zum Jugoslawienkrieg. Der Schriftsteller hatte sich mit Serbien solidarisiert und nach Ansicht von Kritikern die von Serben begangenen Kriegsverbrechen verharmlost oder geleugnet. 2006 hielt er bei der Beerdigung des sechs Jahre zuvor gestürzten serbischen Führers Slobodan Milošević eine Rede.

Laura Pitter schreibt auf Twitter, sie sei stolz, mit früheren #BosniaWarJournalists gegen die Auszeichnung Peter Handkes zu protestieren. „Ich war dort und habe die Verbrechen, die er zu beschönigen versucht, aus erster Hand gesehen“, berichtet Pitter, die heute eigenen Angaben zufolge für die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch arbeitet.

Auch die CNN-Journalistin Christiane Amanpour schließt sich den Protesten an. Sie sei ebenfalls dort gewesen. „Wir alle wissen, wer schuld ist“, kritisiert sie.

Die US-amerikanische Fotografin Nina Berman berichtet von sexueller Gewalt gegen muslimische Frauen. Dabei habe es sich um „Kriegsstrategie der Serben“ gehandelt, um die „muslimische Bevölkerung zu zerstören“ und ein serbisches Bosnien zu schaffen.

Der Zerfall Jugoslawiens zu Beginn der Neunzigerjahre war von Kriegen zwischen Serbien und anderen Nachfolgestaaten begleitet worden. Allein in Bosnien gab es 100.000 Tote und zwei Millionen Vertriebene. Auch wenn alle Seiten Kriegsverbrechen begingen, belegen Erkenntnisse der Zeitgeschichtsforschung sowie die Rechtsprechung des Internationalen Jugoslawien-Tribunals in Den Haag, dass die Kriege von Slobodan Milošević geplant und initiiert wurden und dass die meisten und schwersten Verbrechen auf ihn zurückzuführen sind.