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Polizeieinsatz an US-Grundschule

Seine Hände waren zu klein für die Handschellen

 

Zwei Jahre ist es her, dass an einer Highschool im US-Bundesstaat Florida ein achtjähriger Schüler verhaftet wurde, der offenbar an einer Verhaltensstörung leidet. Nun ist der Junge wieder zurück in seiner Familie – und die wendet sich an die Öffentlichkeit.

Im Jahr 2018 nahmen Beamte den Jungen fest und versuchten, dem Kind Handschellen anzulegen. Eine Videoaufnahme, aufgezeichnet von der Körperkamera eines der Beamten, zeigt, wie dies daran scheiterte, dass die Handgelenke des Jungen zu klein für die Handschellen waren.

Medienberichten zufolge wurde die Polizei aufgrund eines Zwischenfalls mit einer Lehrerin gerufen. Diese habe den Jungen mehrfach aufgefordert, sich beim Essen aufrecht hinzusetzen – doch er habe nicht reagiert. Die Frau gab an, den Jungen daraufhin wiederholt gebeten zu haben, sich neben sie zu setzen. Doch auch hier: keine Reaktion. Die Lehrerin entschied sich schließlich, auf den Schüler zuzugehen, der aber sagte nur, sie solle ihn nicht anfassen und seine Mutter würde die Lehrerin verprügeln. Kurz darauf schlug er selbst zu.

Der Schulleitung war bewusst, dass ihr Schüler unter psychischen Schwierigkeiten leidet, es war auch eine besondere Betreuung für ihn angeordnet. Laut Anklage habe die Lehrerin eigenmächtig gehandelt, als sie den Jungen in die offene Cafeteria setzte – ein Ort, der ihm bekanntermaßen Schwierigkeiten machte.

Zwei Jahre ist das nun her. Nach dem Vorfall kam der Junge in eine Besserungsanstalt für Kinder, durfte dann aber wieder zurück zu seinen Eltern. Nun hat der Anwalt der Familie das Video von damals in den sozialen Netzwerken geteilt. Er berichtet, der Junge leide seither vermehrt unter Ängsten und körperlichen Symptomen wie Übelkeit und Kopfschmerzen. „Ich lasse nicht zu, dass mein Sohn zu einem Kriminellen gemacht wird“, sagte die Mutter des mittlerweile Zehnjährigen auf einer Pressekonferenz am Dienstag. Sie wolle aufgrund der Vorfälle nun vor Gericht ziehen.

Auch das Verhalten der Lehrerin sorgt nun für Kritik. Eine Nutzerin, nach eigener Aussage selbst Pädagogin, verurteilte die Entscheidung der Lehrerin, wies jedoch auf den vorbildlichen Umgang der Polizisten mit der Situation hin.

Das Schicksal des kleinen Jungen wird zu einem Zeitpunkt öffentlich gemacht, in dem nicht nur in den USA über unverhältnismäßiges Verhalten von Polizisten diskutiert wird. Nach dem gewaltsamen Tod des schwarzen US-Amerikaners George Floyd formierten sich weltweit Black-Lives-Matter-Proteste. Tausende Menschen berichteten von Fehlverhalten und Gängelung seitens der Polizei und forderten, der Polizei die Finanzmittel zu entziehen oder sie gar aufzulösen. In den USA ist das Thema einer der zentralen Punkte im Wahlkampf. Und auch in anderen Ländern, etwa in Deutschland und Frankreich, wird über Rassismus und Gewalt innerhalb der Polizei debattiert.


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