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Wie Amazon schwarze Kunden benachteiligt

 

Wie Amazon schwarze Kunden benachteiligt
Die Bloomberg-Recherche zeigt deutlich: In Städten wie Atlanta ist „same day delivery“ bei Amazon vor allem in von Weißen bewohnten Gebieten verfügbar. © Bloomberg

Im Onlinehandel ist jeder Kunde gleich. Jeder darf bestellen, jede Adresse wird beliefert. Zumindest theoretisch. Der marktbeherrschende Versender Amazon beweist, dass auch im Netz die Gleichheit ihre Grenzen hat. Das belegt Bloomberg gerade mit einer bemerkenswerten datenjournalistischen Arbeit.

Onlineversender haben im Vergleich zum Laden an der Ecke einen großen Nachteil: Ihre Kunden müssen warten, bis sie die Ware in den Händen halten, manchmal Tage, manchmal Wochen. Amazon will diese Bastion der lokalen Händler angreifen und bietet an, noch am selben Tag zu liefern (same day delivery). Diesen Service gibt es bereits in 27 amerikanischen Ballungsräumen – mit zusammen mehr als 77 Millionen potenziellen Kunden. Wer bei Amazon für monatlich elf Dollar eine sogenannte Prime-Mitgliedschaft abgeschlossen hat und in bestimmten Gebieten wohnt, kann ab einem Einkaufswert von 35 Dollar online bestellte Ware noch am selben Tag geliefert bekommen.

Aber können auch wirklich alle Kunden dieses Angebot nutzen? Nein, haben die Datenjournalisten von Bloomberg herausgefunden. Sie verglichen die Einwohnerstrukturen der Postleitzahlbezirke mit den Gebieten, in denen Amazon seinen Premiumlieferdienst anbietet. In sechs Großstädten zeigte sich, dass Wohngegenden mit vorwiegend schwarzer Bevölkerung deutlich benachteiligt werden.

In der nördlichen Hälfte Atlantas zum Beispiel – dort leben 96 Prozent der weißen Bevölkerung – bietet Amazon flächendeckend die schnelle Belieferung an. Die meisten Schwarzen aber leben im südlichen Stadtgebiet. Dort sind 59 Prozent der Kunden von der neuesten Servicesegnung ausgeschlossen (siehe Grafik oben). In Dallas haben sogar nur 30 Prozent der schwarzen Bevölkerung Zugang zu same day delivery. Die Muster gleichen sich und treffen auch Spanischstämmige. Sortiert Amazon seine Kundschaft etwa nach ihrer Hautfarbe? Dem widerspricht das Unternehmen vehement. Der Service sei noch sehr neu und würde nach und nach landesweit ausgeweitet.

Es ist tatsächlich unwahrscheinlich, dass die Zugehörigkeit zu ethnischen Gruppen eine Rolle spielt. Die Muster deuten jedoch darauf hin, dass der Onlineversender seine Entscheidungen auf Basis von Daten getroffen hat. So weisen einige der ausgeschlossenen Postleitzahlbezirke höhere Kriminalitätsraten auf. Mag Amazon seine Paketboten ungern in gefährlichere Gebiete schicken und scheut den Verlust von Paketen? Oder ist die Rückläufer- und Ausfallquote dort höher? Klar ist, dass viele der nicht berücksichtigten Wohngebiete niedrige Einkommensniveaus aufweisen.

Die gesellschaftlichen Ungleichheiten und Benachteiligungen setzen sich also auch beim Onlinehandel fort. Bei allen Vorteilen, die datengetriebene Unternehmensentscheidungen haben können, zeigt das Beispiel, wie schnell solche groben Filter zu Diskriminierungen führen können.


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