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Wenn die Verwandtschaft dem FPÖ-Minister „gratuliert“

 

Fast jeder kennt in seinem Umfeld Menschen, die politisch anders denken. Linksliberale Großstädter ärgern sich über frühere Klassenkameraden in der Provinz, die plötzlich bei Pegida mitlaufen. Rechtskonservative Mittelständler beargwöhnen ihre Nichten und Neffen, die sich für Oxfam engagieren, statt den Familienbetrieb zu übernehmen. Auch die Mitgliedschaft in einer Partei kann Familien spalten und Freundschaften vernichten. Beim Familientreffen setzt man sich an der Kaffeetafel lieber weit voneinander weg und schleicht sich beizeiten von dannen, um nicht mit dem von der AfD oder der Linksjugend reden zu müssen. Besichtigen lässt sich dieses Phänomen nun ziemlich öffentlich in Österreich, wo die ÖVP und die rechtspopulistische FPÖ neuerdings gemeinsam regieren.

FPÖ-Spitzenpolitiker Herbert Kickl wurde am Montag zum Innenminister berufen. Der 49-Jährige hat eine Cousine. Sie gratulierte ihm auf Facebook zur Ernennung. „Heute bist du endlich, als Erster in unserer Familie, zum Minister unserer schönen Alpenrepublik angelobt worden“, schrieb Daniela Kickl. „Wir sind alle sehr stolz auf Dich. Na ja fast.“ Und damit war der schöne Teil schon vorbei.

Die Frau rechnet dann in deutlichen Worten mit den Freiheitlichen und ihrer Politik ab. Im Regierungsprogramm sei ja – im Gegensatz zu den Ankündigungen – rein gar nichts mehr übrig von den Versprechungen der FPÖ, sich um den „kleinen Mann“ zu kümmern. In mehreren Fragen illustriert sie die Widersprüche: „Wie genau profitiert der kleine Mann von der Kürzung des Arbeitslosengeldes, wenn er sich für längere Zeit keine Arbeit gefunden hat?“, schreibt sie in ihrem Posting. Sie fragt nach dem Nutzen von Studiengebühren oder marktkonformen Mieten – alles Dinge, gegen die sich die FPÖ nicht oder nicht mehr stellt.

Vielleicht sei das alles ja auch „auf Bastis Mist gewachsen“ – kommt also von der ÖVP um Kanzler Sebastian Kurz. Und die FPÖ könne gar nichts dafür. „Könnte sein, wer weiß das schon.“ Am Ende der Wahlperiode, so schließt Daniela Kickl, seien für die FPÖ sowieso wieder die Ausländer schuld.

Am Ende schreibt sie:

„Ich will dir ja jetzt sicher nicht den Spaß verderben, aber es wird sie geben …
– diejenigen, die nicht vergessen werden
– diejenigen, die die anderen daran erinnern werden
– diejenigen, die aus dem blauen Scherbenhaufen eine bessere Welt basteln werden“


Beim nächsten Familientreffen der Kickls wäre einiges zu klären.