Eine 25-jährige Politikerin hat Zwischenrufe im neuseeländischen Parlament mit dem Millennial-Slang „Ok, Boomer“ abgekanzelt. Dabei benutzte sie Meme-Sprache, die junge Social-Media-User kennen – das Parlament aber nicht.
Chlöe Swarbrick, mit 25 Jahren selber ein Millennial, sitzt seit 2017 für die Grüne Partei von Aotearoa Neuseeland im Parlament. In einer Rede am Montag sprach sie sich für den Null-Kohlenstoff-Gesetzesentwurf aus. „Herr Sprecher, wie viele führende Persönlichkeiten der Welt haben seit wie vielen Jahrzehnten gesehen und gewusst, was auf uns zukommt, haben jedoch entschieden, dass es politisch sinnvoller ist, es hinter verschlossenen Türen zu lassen. Meine Generation und die nachfolgenden Generationen haben diesen Luxus nicht“, kritisierte sie ihre politischen Vorgängerinnen und Vorgänger in Sachen Klimaschutz. Während ihres Beitrags erhielt sie von anderen Mitgliedern des Parlaments Zwischenrufe und antworte kurz und knapp mit „Ok, Boomer“. Worte, welche sogar der parlamentarische TV-Sender nicht kannte und mit „Ok, Berma“ untertitelte.
Doch was heißt das, „Ok, Boomer“?
Mit dem lapidaren Spruch äußert die Jugend ihren Unmut über die herablassende Haltung der Babyboomer-Generation (1946-1964). Sie kritisieren, dass Probleme wie die Klimakrise von älteren Menschen nicht ernst genommen werden und dass sich stets über Millennials und Generation Z lustig gemacht wird. Sie zeigen damit, dass sie keine Lust mehr auf faktenlose bevormundende Beiträge der Älteren haben.
Woher kommt diese Redewendung?
Auf TikTok wurde „Ok, Boomer“ als Gegenbewegung beliebt. Auf der Social-Media-Plattform erstellen User kurze Videos und teilen diese mit anderen Usern aus aller Welt. In den maximal 15 Sekunden langen Clips wird getanzt, gesungen oder lustige Sketche aufgeführt. Auch Influencer haben die kurzen Videos für sich entdeckt.
TikTok ist die am schnellsten wachsende Social-Media-App der Welt. Im Februar 2019 erreichte sie eine Milliarden Downloads weltweit, Downloads für Android-Telefone in China nicht mitgezählt. Demografisch gesehen ist die App bei unter 30-Jährigen am beliebtesten, also vor allem bei Generation Z und Millennials. Wie die New York Times berichtete, ist „Ok, Boomer“ Anfang des Jahres durch ein Video berühmt geworden. In dem Clip ist ein älterer weißhaariger Mann zu sehen, der Millennials und der Generation Z unterstellt, dass sie „nie erwachsen werden“ wollen. Tausende User haben mit „Ok, Boomer“-Memes darauf geantwortet und diese auf TikTok geteilt. Auf anderen sozialen Plattformen wie Reddit oder Twitter findet das Meme auch statt.
Doch es lässt sich eine Gegenbewegung zur Gegenbewegung im Netz erkennen. Auf Reddit zirkulieren zahlreiche Memes, die wiederum das Boomer-Meme angreifen.
Medien wie die New York Times definieren die Boomer-Memes als Kriegserklärung und The Guardian kritisiert die fehlende Solidarität mit der älteren Generation. Demnach sollten Millennials von der Weisheit der Babyboomer lernen, um Veränderungen zu erreichen. Die Politikerin Swarbrick aus Neuseeland sieht das anders. In einem Interview mit Stuff erläuterte sie das Phänomen. „Ok, Boomer“ räume ein, dass „man keine zutiefst polarisierte Debatte gewinnen kann – Fakten spielen keine Rolle“, sagte Swarbrick. Bei „Ok, Boomer“ handele es sich um eine „einfache Zusammenfassung der kollektiven Erschöpfung“.