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Der Ein-Personen-Stau

 

Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie Google Maps es schafft, Staus zuverlässig anzuzeigen? Nun, nach diesem Video werden Sie dem Allwissen der populären Karten-App vielleicht nicht mehr so viel Vertrauen entgegenbringen. Schließlich könnte der Stau auf der Straße vor Ihnen auch einfach nur aus einem Menschen bestehen, der einen Haufen Smartphones mit eingeschalteter GPS-Ortung bei sich hat und den Maps-Algorithmus glauben lässt, es sei eine Blechlawine, die sich quälend langsam die Straße hinunterwälzt – und nicht ein einzelner Mensch mit einem Bollerwagen voller Gebrauchthandys.

Der Berliner Künstler Simon Weckert hat für dieses Projekt einen Weg gefunden, Google Maps auszutricksen und das Ergebnis als Video auf seinem YouTube-Kanal veröffentlicht. Denn die Liveverkehrsdaten basieren tatsächlich unter anderem auf den Standortinformationen, die zahllose Smartphones mit installierten Google-Apps pausenlos an Googles Server senden. Das passiert sowohl über umliegende WLAN-Netzwerke und Mobilfunkmasten als auch per GPS-Ortung, über die viele Smartphones verfügen. Wie Weckert auf seinem Blog schreibt, habe er es so mithilfe von 99 gebrauchten Smartphones geschafft, einen Fake-Stau zu erzeugen, der auch in den Livedaten der App angezeigt wird. Mehrere Straßen in Berlin wechselten in der App jeweils zur Farbe Rot für Stau, wenn die Handys mitten auf der Straße unterwegs waren – zu allem Überfluss auch noch in direkter Nachbarschaft des Berliner Google-Sitzes.

Wie zuverlässig dieser Trick funktioniert und ob sich damit tatsächlich Autofahrer von der Google-Routenplanung um den vermeintlichen Stau herumlotsen ließen, lässt das Video jedoch offen. Technisch wirkt die Umsetzung durchaus realistisch – und es wäre nicht das erste Mal, dass findige Hacker es geschafft haben, falsche Informationen in Google Maps einzuschleusen. Bereits 2014 schmuggelte der Hacker Bryan Seely zum Beispiel zahlreiche vollkommen absurde Geschäftseinträge an Googles Verifizierungssystem vorbei auf die Karte. Auch wenn es sich in beiden Fällen um eher harmloses Trolling handelt, zeigen solche Aktionen trotzdem immer wieder: Auch ein vermeintlich allwissender Konzern wie Google ist nicht völlig vor Manipulationen sicher – und nur weil etwas auf Google Maps zu sehen ist, existiert es nicht unbedingt auch in der Realität.


Weitere Netzfundstücke finden Sie im Teilchen-Blog.