Emojis sind längst eine digitale Universalsprache geworden, mehr als 3.000 der bunten Smileys und Symbole gibt es bereits. Zu den jüngsten Neuzugängen gehören unter anderem ein Eisbär, ein Fondueset und die Transgender-Flagge. Einer christlichen Initiative aus Finnland fehlt jedoch ein Symbol, das sie für essenziell in der Onlinekommunikation hält: Keines der Emojis steht bislang explizit für Vergebung. Jüngst gab nun die Kampagne #forgivemoji, gestartet von der Evangelisch-Lutherischen Kirche Finnlands, den Siegerentwurf eines Wettbewerbs für das Vergebungsemoji bekannt: zwei Hände in Daumen-hoch-Geste vor einem roten Herz.
Ausgewählt hat das Design aus mehreren Hundert Einsendungen die ehemalige finnische Präsidentin Tarja Halonen. In der engeren Wahl auf der Website der Kampagne standen zuletzt acht Entwürfe, vom Händeschütteln bis zum Herz mit Pflaster. Doch der komplizierte Prozess, ein neues Emoji auf die Smartphones dieser Welt zu bringen, fängt damit erst an, und der Erfolg der Kampagne ist keineswegs sicher. Auf den Vorschlag einigen muss sich das Unicode Consortium, eine Organisation in Kalifornien, die den gleichnamigen Standard verwaltet. In Unicode sollen möglichst viele Schriftsysteme aus der ganzen Welt erfasst werden, sodass sie von verschiedenen Geräten und Software aus aller Welt “verstanden” werden: Das bekannte “Tränen lachen”-Emoji 😂 sieht auf einem iPhone zwar ein wenig anders aus als auf einem Samsung-Gerät, doch der technische Code dahinter ist derselbe.
Neue Emojis vorschlagen kann jede und jeder, die Hürden sind allerdings hoch: Der Antrag muss unter anderem begründen, warum ein Emoji für eine ausreichende Zahl an Menschen relevant wäre und von den vorhandenen Symbolen noch nicht abgedeckt wird. Ein möglichst allgemein verständliches Design müssen die Vorschläge ebenfalls enthalten. Mit ihrem “Forgivemoji” wollen die Initiatoren nun einen solchen Antrag beim Unicode Consortium stellen. Damit würde die Kampagne in eine Reihe mit verschiedenen Initiativen treten, die sich erfolgreich dafür eingesetzt haben, die Bandbreite und Inklusivität der Emojis zu erweitern. Neben Symbolen verschiedener Weltreligionen kamen so zum Beispiel die Kopftuch-Option für weibliche Gesichter, eine Palette für verschiedene Hautfarben, geschlechtsneutrale Paar- und Familiensymbole und Menschen mit verschiedenen körperlichen Handicaps hinzu.
Die Entscheidung über einen Vorschlag treffen am Ende die Mitglieder des Konsortiums, die für ihr Stimmrecht einen Mitgliedsbeitrag bezahlen – und wie in anderen Internetstandardisierungsgremien, zum Beispiel dem W3C, sind das vor allem Industrievertreter. Google, Apple und Facebook haben dort ebenso eine Stimme wie Microsoft, Huawei und Adobe, aber auch die University of California. Theoretisch steht die Runde auch Regierungen offen, von dieser Möglichkeit machen aktuell aber nur Bangladesch, Indien und Oman Gebrauch. Den Staaten geht es dabei weniger um Emojis als um die bessere Repräsentation nicht westlicher Schriftsysteme im Unicode-Standard.
Die finnische Initiative jedenfalls rechnet sich gute Chancen für ihr “Forgivemoji” aus, es 2021 in die Emoji-Neuzugänge zu schaffen. Bei der Vorstellung des Entwurfs erklärte Ex-Präsidentin Halonen: “Das derzeitige Diskussionsklima kann oft sehr polarisiert sein.” Sie wünsche sich für Onlinegespräche mehr Einfühlungsvermögen, Moderation und die Bereitschaft, seine Fehler einzugestehen: “So wie Emojis heutzutage ein untrennbares Element der Kommunikation zwischen Menschen sind, so braucht die Welt ein Emoji, das sagt: Ich vergebe dir.”