Wir trinken gerne, wir trinken viel. Gebt uns einen Anlass – sei er noch so banal – und es heißt: Prost! Die Droge ist nicht nur in Deutschland so beliebt. Auch die Briten bechern, was das Spirituosenregal hergibt. Dass die meisten zu viel in sich hineinschütten, ist bekannt. Wie viel es im Laufe des Lebens im Schnitt tatsächlich ist, zeigen Forscher nun erstmals mit Daten aus neun Studien zum Trinkverhalten der Briten (Britton et al., 2015).
Der Journalist Christopher Ingraham hat die Datenkurve der Forscher im Wonkblog der Washington Post etwas aufgehübscht. Aufgetragen sind Alter gegen Anzahl der Drinks (ein Drink entspricht in etwa einem Glas Bier oder Wein).
Die Ergebnisse scheinen nur auf den ersten Blick unspektakulär:
- Männer trinken bedeutend viel mehr als Frauen.
- Junge Menschen greifen häufiger zu Alkohol als ältere.
- Und ja: Die meisten trinken lebenslänglich.
Spannender ist der Blick auf die Details:
- Nur gut zehn Prozent der Männer meiden Alkohol komplett, erst wenn sie die 90 Jahre überschreiten steigt der Anteil der Abstinenzler. Unter Frauen sind es ein wenig mehr, die niemals zu Wein, Bier oder Schnaps greifen. Verzicht übt ab 75 Jahren aber schon mehr als jede fünfte.
- Im Alter von 25 erreichen Männer ihren trinkfreudigen Lebenshöhepunkt, 13 Drinks gibt’s dann pro Woche. Danach sinkt der Konsum im Schnitt kontinuierlich.
- Frauen hingegen steigern ihren geringeren Alkoholgenuss stetig bis sie etwa 40 sind. Erst dann sinkt er wieder. Woran das liegt, geben die Daten leider nicht her.
„Grundsätzlich führt das Altern dazu, dass wir Komasaufen schlechter vertragen. Deshalb passen wir unser Trinkverhalten unserem Lebensstil an“, sagt der britische Suchtexperte und Mediziner Adam Winstock. Der Leiter der weltgrößten Onlineumfrage zum alltäglichen Drogenkonsum, dem Global Drug Survey, hält die Analyse seiner Kollegen für überzeugend.
Was die Studie einmal mehr zeigt: Alkohol ist ständiger Begleiter der meisten Menschen. Anzumerken ist, dass die Forscher nur britische Studien ausgewertet haben. Rückschlüsse auf deutsche Konsumenten sind da schwierig. Allerdings dürfte es in Deutschland ähnlich aussehen. Im Land der Winzer und Brauer ist der Genuss von Hochprozentigem Teil der Kultur. Der jüngste ZEIT-ONLINE-Drogenbericht belegt das beispielsweise. Fast alle der rund 22.000 Teilnehmer gaben an, Alkohol zu konsumieren. 40 Prozent davon trinken zwei- bis viermal im Monat Alkohol, mehr als jeder Zehnte (zwölf Prozent) viermal pro Woche oder öfter. Rund 35 Prozent konsumieren an einem Tag, wenn sie trinken, ein bis zwei alkoholische Getränke, weitere 35 Prozent drei bis vier. Vier Prozent trinken zehn oder mehr Flaschen Bier, Gläser Wein, Cocktails oder andere Spirituosen (Global Drug Survey, 2014).
Den wenigsten ist bewusst, dass Alkohol selbst im Vergleich mit illegalen Substanzen zu den schädlichsten Drogen überhaupt zählt. Jedes Jahr sterben in Deutschland 74.000 Menschen an den direkten und indirekten Folgen ihres Alkoholkonsums (Drogen- und Suchtbericht, 2014).
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