Wissenschaftler der Freien Universität Amsterdam haben eine Datenbank über im Mittelmeer und vor Nordafrika gestorbene Flüchtlinge angelegt. Dafür haben sie die kommunalen Sterberegister von 563 Orten in Italien, Griechenland, Spanien, Malta und Gibraltar aus den Jahren 1990 bis 2013 gesammelt und ausgewertet. Die Forscher haben also nur die offiziell bekannten Opfer gezählt. Die meisten Toten werden nie gefunden, wie sie betonen.
Insgesamt wurden bis 2013 3.188 Leichen registriert. Da allein 2014 nach offiziellen Angaben 3.279 Flüchtlinge im Mittelmeer ums Leben kamen, liegt die Zahl der Todesopfer deutlich höher. Dennoch belegt die Datenbank der niederländischen Forscher auf bedrückend eindrucksvolle Weise, dass seit der Jahrtausendwende immer mehr Menschen auf der Flucht vor Krieg, Verfolgung und Armut im Meer ums Leben kommen.
Dabei haben die Wissenschaftler die Daten in identifizierte und nicht identifizierte Opfer unterteilt. Sie zeigen, dass die Identitäten eines großen Teils der Toten bekannt sind, sie also Papiere bei sich hatten oder durch Familienmitglieder wiedererkannt wurden.
Eine Visualisierung der Forscher zeigt zudem, dass nicht nur Italien – und dort vor allem die Region um Lampedusa – betroffen ist. Von den Kanarischen Inseln über Gibraltar, die spanische Küste und Griechenland bis hin zur Türkei reichen die Stellen, an denen tote Flüchtlinge gefunden wurden.
Aus Sicht der Wissenschaftler könnte es einen zeitlichen Zusammenhang zwischen den gestiegenen Opferzahlen und der strengeren Kontrolle der Außengrenzen durch die EU geben. Seit dem Jahr 2000 wurden jährlich doppelt so viele Tote registriert wie noch in den 1990er Jahren. „Das kann ein Nebeneffekt der europäischen Politik sein“, so der Leiter des Forschungsprojekts, Professor Thomas Spijkerboer.
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