Wo hört die Aneignung auf, wo fängt Ideenklau an? Diese Frage beschäftigt nicht nur Experten fürs Urheberrecht, sondern auch Kunstschaffende, deren geistiges Eigentum im Internet entwendet wird. Die Facebook-Seite Copy Anticopy versammelt entlehntes Gedankengut aus dem Gestaltungsbereich und stellt ein Original seinem angeblichen Plagiat gegenüber.
Bei jedem Fund werfen die Macher von Copy Anticopy die Frage in die Facebook-Runde: „Ähnlichkeit, Plagiat oder kein Plagiat?“ Die Kommentatoren sind sich oft einig: Mal verhängen sie das Urteil „dreister Klau“, mal lassen sie Gnade walten.
Auch der bekannte Illustrator Christoph Niemann, dessen Zeichnungen oft das ZEIT Magazin schmücken, wurde bereits grafisch zitiert:
Und ein deutschsprachiges Beispiel wurde Copy Anticopy ebenfalls zugespielt:
Nicht immer ist der Sachverhalt so eindeutig, wie er scheint. Die Abwandlung von künstlerischen Erzeugnissen kennt viele Arten (und viele Begriffe): Remix, Cover, Hommage, Mash-up. Mittlerweile spricht man bei bewusster Aneignung von der „appropriation art„. Ist also in der (Konzept-) Kunst alles erlaubt? Was zählt das Original im Zeitalter digitaler Manipulationstechniken? Das muss wohl jeder für sich beantworten. Für alles andere gibt es das Urheberrecht.
- Das wohl prominenteste Beispiel der „appropriation art“ in der Literatur ist das Buch „Tree of codes“ von Jonathan Safran Foer. Aus einer Originalvorlage von Bruno Schulz schuf Foer durch das Ausschneiden von Wörtern und Sätzen einen eigenen Roman.
- Hier gibt der Autor Simon Reynolds in einem Gastbeitrag für ZEIT ONLINE einen schnellen Überblick über die Praktiken der Remixkultur. Dabei geht er auf Austin Kleon ein, einen der bekanntesten Vertreter der Appropriation-Szene.
- Und hier geht es zu weiteren Teilchen.