Vorsicht, Fangfrage: Welcher der oben gezeigten Menschen ist am übergewichtigsten? Das lässt sich nicht beantworten. Alle sind 1,75 Meter groß und wiegen 78 Kilogramm. Die New York Times macht mit der einfachen, aber eindrücklichen Grafik einmal mehr klar: Der von Krankenkassen und Ärzten gern zu Rate gezogene BMI taugt nicht allzu viel.
BMI steht für Body-Mass-Index. Um ihn zu berechnen, setzt man das Körpergewicht in Kilogramm zur Körpergröße in Metern zum Quadrat ins Verhältnis. Klingt kompliziert, ist es aber nur bedingt – vor allem weil es zahlreiche BMI-Rechner im Netz gibt. (ZEIT ONLINE hat auch einen konzipiert, er vergleicht die gängige Formel mit der von einem Mathematiker optimierten Version.) Nach Eingabe von Gewicht und Körpergröße spuckt der Rechner den vermeintlichen Wert der Wahrheit binnen Sekundenbruchteilen aus. Doch Achtung: Erstens liest sich das Ergebnis für manchen überraschend hart. Wer einen BMI über 25 hat, gilt bereits als „leicht bis mittel“ übergewichtig. Zweitens kann der BMI nur einen äußerst groben Eindruck vom Zustand des Körpers liefern.
Muskeln und Knochen sind dichter als Fett
Alle Menschen auf dem New-York-Times-Bild haben einen BMI von 25,4, sind also per Definition übergewichtig. Einige wirken auf den ersten Blick wahrlich etwas untersetzt, andere völlig normal. Wie kann das sein? Die einfache Erklärung ist, dass Muskeln und Knochen dichter sind als Fett. Damit trägt der eine mehr, der andere weniger Gewicht in Torso oder Beinen. Die BMI-Formel erfasst das aber nicht.
Ernährungsforscher und Mediziner diskutieren sie deshalb kontrovers. Manche haben bereits Alternativen vorgeschlagen, etwa den ABSI, kurz für „A Body Shape Index“, der den Bauchumfang berücksichtigt (Krakauer&Krakauer, 2014). Und auch Mathematiker beteiligen sich an der Diskussion um das vermeintliche Idealgewicht: Auf der Seite der Mathematical Association of America findet sich der wunderbare Beitrag Glauben Sie an Feen, Einhörner und den BMI? Allein der Titel fasst die Fragwürdigkeit dieser Größe ziemlich gut zusammen.
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