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Scheinriese griechischer Reeder

 

Was wäre Griechenland ohne seine Reeder?
Screenshot: Reuters

Wer die Griechenland-Rettungspolitik der vergangenen Jahre verfolgt hat, der wird um ein Mysterium nicht herumgekommen sein: Warum verfolgt der griechische Staat seine Reeder nicht konsequenter, zieht Steuern ein, beendet die Einkommenssteuerbefreiung, welche die Schiffsmagnaten sogar schon seit den 1970er Jahren genießen?

Die simple Erklärung geht so: Die Branche ist viel zu wichtig für Griechenland. Sie trägt sieben Prozent zum Bruttosozialprodukt bei und ist damit nach dem  Tourismus die zweitwichtigste Stütze des dahindarbenden Griechenlands. Wer die Reeder besteuert, der gefährdet am Ende Arbeitsplätze und einen der letzten Stabilitätsanker der griechischen Wirtschaft.

Aber stimmt diese Erzählung tatsächlich? Die Nachrichtenagentur Reuters hat sich jetzt die Zahlen einmal genauer angeschaut und zu einem ausführlichen Dossier aufgearbeitet.

Reuters zieht andere Rückschlüsse. Wenn Griechenland sich an internationale Standards halten würde und tatsächlich etwa nur die Zahlungen beachtet, die an Unternehmen und Personen in Griechenland fließen, dann liegt die Bedeutung der Branche nur noch bei einem Prozent.

In Griechenland selbst arbeiteten zudem nur einige Tausend Menschen in der Schifffahrtsbranche. Deren Lobbyisten betonen zwar, dass sie indirekt rund 100.000 Arbeitsplätze sichern würden. Doch schaut man sich das Personal auf den Schiffen an, sind das selten Griechen. Und viele griechische Reeder haben inzwischen ihre Zentralen in Finanzzentren wie London und New York verlegt.

Trotz dieser Internationalität behandelt das griechische Statistikamt Elstat die Reeder so, als ob sie ihr Geschäft nur über Griechenland abwickeln würden. So werden griechische Reeder zumindest auf dem Papier viel einflussreicher, als sie es tatsächlich sind. Und das macht sie wiederum für die Steuerbehörden auch unantastbarer.

Die Folgen dieser Einschätzung konnte Europa im Sommer en detail beobachten. Nur nach monatelangen Verhandlungen mit den Gläubigern war die griechische Regierung bereit, die Reeder zu einem etwas höheren steuerlichen Beitrag zum Staatshaushalt zu bewegen. Und das zu Zeiten, in denen Griechenland an einer Staatspleite vorbeischlitterte. Zu eng sind noch immer die Verflechtungen zwischen Politik und der Branche. Was wäre das Land ohne die Reeder? Schließlich gehören Reedermagnaten wie Aristoteles Onassis fast schon zum Gründungsmythos des modernen Griechenlands.

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