Lesezeichen
‹ Alle Einträge

Am eisigen Faden

 

Am eisigen Faden
Der Riss im Eis, aufgenommen am 10. November 2016 © John Sonntag/Nasa

Am Südpol entsteht ein Gigant: 5.000 Quadratkilometer* Eis drohen von der antarktischen Halbinsel abzubrechen. Solch ein Kalben ist spektakulär und selten – aber kein Grund zur Panik.Bloß 20 Kilometer noch verbinden eine Eisfläche doppelt so groß wie das Saarland mit dem Larsen-C-Schelfeis auf der antarktischen Halbinsel. In wenigen Monaten schon werden die weißen Massen abbrechen, sagen Forscher voraus. Das Larsen-C-Schelfeis wäre um zehn Prozent kleiner – und das Polarmeer um einen riesigen Eisberg reicher. Der Gigant würde zu den zehn größten jemals registrierten Eisbergen gehören.

Die Antarktis-Forscher des Midas-Projekts beobachten das Gebiet schon länger. Seit 2010 haben sie den Riss im Blick, vor zwei Jahren fand der letzte Check statt. Laut eines aktuellen Blogeintrags des Teams waren die Bedingungen über mehrere Monate bis Mitte Dezember konstant. Dann verlängerte sich die Abbruchkante binnen kurzer Zeit um 18 Kilometer.

Eine Grafik, basierend auf Daten der Satelliten Landsat und Sentinel-1, belegt das:

© Adrian Luckman/MIDAS Project
© Adrian Luckman/MIDAS Project

Sprunghaft also war der Riss zuletzt gewachsen. Mittlerweile sei der Spalt rund 160 Kilometer lang, 100 Meter breit und nahezu einen halben Kilometer tief. Wie beeindruckend die Schlucht ist, konnte der Nasa-Fotograf John Sonntag bereits im November festhalten:

larsenc-detail_photo_2016315_lrg

Es ist nicht ungewöhnlich, dass derart gewaltige Mengen Eis von der Antarktis abbrechen. Vielmehr ist es charakteristisch für Schelfeis – also einer auf dem Meer schwimmenden Eisplatte –, dass am äußersten Rand immer wieder Eisberge abbrechen; auch Kalben genannt. Der Klimawandel aber könnte den Prozess beschleunigt haben, berichtet das Midas-Team. Dem Larsen-C-Schelfeis droht damit dasselbe Schicksal wie Nachbar Larsen-B: 2002 war dieses vollständig zerfallen, nachdem zuvor ein großes Stück weggebrochen war.

Mehr Fundstücke aus dem Netz finden Sie im Teilchen-Blog. Wenn Sie erfahren wollen, was die Staaten der Welt auf dem UN-Gipfel in Marrakesch beschlossen haben, um das Klima zu schützen, lesen Sie hier.


* In der ersten Version fehlte hier ein „kilo“ – wir haben den Fehler korrigiert.