Die junge MTV-Moderatorin China Moses singt die Hits der Blues-Diva Dinah Washington neu. Und das klingt richtig gut, weil sie gar nicht erst versucht, ihr Vorbild zu übertreffen
Als Dinah Washington im Jahr 1963 die tödliche Mischung aus Schlafmitteln, Alkohol und Diättabletten nahm, war sie kaum Vierzig. Jetzt werden die großen Lieder der afroamerikanischen Blues-Sängerin in Frankreich wieder aufgeführt.
Das schwarze Publikum liebte die Mehrdeutigkeit der von Dinah Washington gesungenen Texte. Bei ihrer Großmutter habe sie deren Platten nur heimlich gehört, erzählt die Sängerin China Moses. Blues sei afroamerikanische Kultur, die Musik ihrer Vorfahren zeuge von der Freude am Leben – auch angesichts widriger Umstände.
Die 32-jährige China Moses lebt in Paris und arbeitet dort als Moderatorin beim Musiksender MTV, auf MySpace ist sie auch als Rhythm’n’Blues-Sängerin zu hören und zu sehen. In Zusammenarbeit mit dem französischen Jazz-Pianisten Raphael Lemonnier entstand nun ein ganzes Album mit Versionen der großen Erfolge Dinah Washingtons.
Für das Nîmes Métropole Jazz Festival erhielten die beiden vor zwei Jahren den Auftrag, unter dem Titel Gardenias For Dinah ein Programm zu gestalten, das aus der Geschichte des Blues, von den Race Records und dem bewegten Leben der Sängerin erzählen sollte. Eingebettet in die Moderation des Schauspielers Henry Le Ny und Original-Aufnahmen von Dinah Washington sang China Moses dann ihre eher rohen Interpretationen – und zwar ohne die einst so verkaufsfördernden Streichersätze.
Nachzuhören sind die Lieder nun auf dem Album This One’s For Dinah. Ob nun bei Mad About The Boy, Fat Daddy oder What A Difference A Day Makes, China Moses reicht in keinem der Stücke auch nur annährend an ihr Vorbild heran. Das schmälert nicht die Qualität und die Glaubwürdigkeit ihrer Bemühung, denn sie versucht es auch erst gar nicht. Sie singt die Lieder, als seien es ihre eigenen.
Auf MTV läuft soetwas natürlich nicht, dennoch weiß China Moses, dass auch junge Menschen solche Musik lieben können. Dass sie mit dem selbst produzierten Album nun von Blue Note Records unter Vertrag genommen wurde, mache sie besonders stolz, sagt sie. Seit ihre Mutter, die Jazzsängerin Dee Dee Bridgewater, sie als junges Mädchen auf Konzerttournee mitnahm, weiß sie um den großen Respekt, den die Plattenfirma unter Musikern genießt.
Seit fünfundzwanzig Jahren lebt die Sängerin nun in Frankreich. Nach ihrer Mutter befragt, erzählt sie vom Umzug aus den USA nach Europa. Dee Dee Bridgewater habe sich damals gerade von Chinas Moses‘ Vater getrennt und mit ihren zwei kleinen Kindern nach Frankreich gezogen. Sie habe dort ein neues Leben angefangen und mit großem Erfolg eine neue Karriere aufgebaut. China Moses schwärmt heute von der Stärke der afroamerikanischen Frauen, zum ersten Mal habe sie diese in den Liedern von Dinah Washington gespürt.
„This One’s For Dinah“ von China Moses und Raphael Lemonnier ist bei Blue Note/EMI erschienen.
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