Das Duo Coloma besingt auf seinem vierten Album das Kommen und Gehen der Liebe. Mal schwülstig, mal melancholisch – und so romantisch
Die beiden Bänder auf der Hülle des neuen Albums von Coloma stehen unter Spannung, sie sind ineinander verschlungen. Zöge man an einem Ende, so lösten sie sich voneinander. Die Symbolik ist kein Zufall: Love’s Recurring Dream ist ein Zyklus über das Verlieben und Entlieben, die in Kreisform geschwungenen Bänder deuten an, dass sich dieser Prozess ständig wiederholt. Wie die Jahreszeiten.
Das erste Stück heißt passenderweise 4 Seasons. Der erdige Schlagzeugsound und die Klarinette, die klingt als wolle sie abheben, verheißen Aufbruch. „I feel light like a leaf“, singt Robert Taylor. Aber auch: „The temptation to jump is irresistible.“ Wahnsinn und Übermut des frisch Verliebten.
Coloma kommen aus England, leben seit einigen Jahren in Köln. Robert Taylor singt und textet, Alex Paulick komponiert und produziert. Er ist für die schwülstigen Chöre verantwortlich, die etwa in A Man Barely Alive das Gefühl des Liebens hörbar machen sollen: Den kaum mehr Lebendigen bringt die Kraft der Liebe zurück ins Sein. Das ist ungeheuer pathetisch, aber so fühlt es sich eben an. Der Liebende macht sich also ans Verführen, Robert Taylor führt dabei einen sardonischen Unterton: „I want to intoxicate her, I want to change her, I want to make her mine“, singt er – da macht man sich glatt Sorgen um die angesungene Person.
Doch die Liebe ist nicht für die Ewigkeit: These Days Are Ours ist schon nur noch gebremst euphorisch. Der Rhythmus lahmt, der hüpfende Bass verharrt in der Luft. Standstill zeigt Liebende, deren Emotionen zum Stillstand gekommen sind. Sie verewigen sich auf Fotos, die Liebe ist längst erstarrt: „Stand still, smile for the camera. You look like an actress in love. In love, in love, in love – with the camera.“ Die Liebenden sind müde vom Sommer, müde vom Lieben.
Der schließlich Verlassene ist tieftraurig, mag sich das aber nicht eingestehen. „If you want me back, baby don’t hold your breath“, intoniert Taylor hochnäsig und trotzig. Der wuchtige Rhythmus stolpert, die Orgel setzt unregelmäßig Akzente, das Klavier klimpert dissonant. Zu Hochmut und Trauer gesellt sich Verwirrung. Blue Blood ist ein aus dem Ruder gelaufener Soul.
Dann ein elegischer Walzer: „Because loving the one you can’t have is better than losing the one you love“. Die Verwirrung weicht der Trauer des Abschieds. Ermattet sinkt Robert Taylor in die weichen Klänge des Synthesizers. Snow verheißt zart den Neuanfang, das Ende des Winters.
Coloma zeichnen ein zutiefst romantisches Bild von der Liebe, das ist etwas vollkommen anderes, als die kitschige Vorstellung des ewigen zweisammen Glücks. Love’s Recurring Dream führt durch die Höhen und die Tiefen der Liebe – die Platte erreicht nur den, der sich darauf einlassen mag.
„Love’s Recurring Dream“ von Coloma ist bei Italic Recordings/Rough Trade erschienen.
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