Das Schlimmste, was passieren kann, ist ein verpasster Zug: Der Brite George Ezra liefert die Tonspur zum Fernweh von Europas Jugend. Leider ist er weniger Wort- als Touristenführer.
George Ezra macht gerade Karriere, weil er vor zwei Jahren einen Zug verpasst hat. Die Legende des heute 21-jährigen Songwriters aus dem englischen Hertford besagt, dass er unterwegs war von Malmö nach Budapest, sich in Schweden aber so viel Bier reinstellte, dass er am nächsten Morgen die Abfahrt verschlief. Weiter„Ezra hat den Erasmus-Blues“
Der Amerikaner Tom Krell nennt sich How To Dress Well und entwirft einen neuen Typ des Songwriters: hochemotional, empfindsamer als Sturm und Drang, im ständigen Dialog mit dem Hörer.
Liebe, Hass, Freude, Schmerz: Tom Krell fühlt alles durch ein Stethoskop. Himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt sind ihm keine Floskeln, sie sind die Pole der Musik, die er als How To Dress Well veröffentlicht Weiter„Das Herz ist in topform“
Hip-Hop kann wunderbar hässlich sein: Das kalifornische Trio Clipping klingt so aufregend und anstrengend, wie man sich die Zukunft des Rap schon immer vorgestellt hat.
Am Anfang steht der Beat. Aber Clipping machen es anders. Das kalifornische Rap-Trio beginnt sein Debütalbum CLPPNG mit einem Geräusch, das Tinnitus-Patienten aus ihrem eigenen Kopf kennen. Weiter„Hiebe aus Liebe zum Rap“
Als Sänger von Hot Chip bringt Alexis Taylor den Club zum Tanzen. Sein zweites Soloalbum ist aber eher ein Manifest der Nettigkeit. Er kämpft für ein Königreich aus Plüsch.
Jack White ist Blues-Bewahrer, Gitarrengott und menschliches Fragezeichen. Auf seinem zweiten Soloalbum „Lazaretto“ verschwindet die Musik hinter dem Mythos.
Diese Band ist so kaputt, dass sie Fucked Up heißen muss. Kaum jemand spielt Hardcore-Punk so progressiv wie sie. Dafür zahlen die Kanadier einen hohen Preis.
Fucked Up sind eine kaputte Band. Ihr Frontmann Damian Abraham hasst das Leben auf Tour, vermutlich weil er den Leuten Abend für Abend eine grandiose Show als blutiger, schwabbelnder Schweißball liefert. Weiter„Hardcore für Feinmotoriker“
Schonungslos singt Sharon van Etten ihre Verlustlieder. Ihr neues Album „Are We There“ beantwortet die Frage, wie dem Rest der Beziehungswelt zu helfen ist.
Sharon van Etten hatte etwas zu beweisen, vielleicht auch etwas heimzuzahlen. Vor neun Jahren floh sie aus Murfreesboro in Tennessee, erst nach New Jersey zu ihren Eltern, dann nach Manhattan ins eigene Apartment. Weiter„Wenn schon die Liebe nichts taugt“
Billobeats und Stänkerparolen: Das Duo Sleaford Mods aus Nottingham beschimpft sein Heimatland mit dem Selbstverständnis der letzten Punkband Großbritanniens.
Welch tolle Proleten waren Noel und Liam Gallagher am Anfang der Karriere von Oasis. Daran erinnern gerade die Feierlichkeiten zum 20. Geburtstag von Definitely Maybe. Manche Beobachter glauben bis heute, dass die Band zu schnell zu Geld kam und dadurch alles versaut wurde, dass Oasis mit der Rolle des ungebetenen Partygasts auch ihren Biss verloren. Sleaford Mods könnte das nie passieren. Weiter„Die tollsten Prolls seit Liam und Noel“
Merrill Garbus kämpft mit den Mitteln des Pop gegen Armut in US-Städten, Wasserknappheit und Selbstausbeutung. Das neue Album ihrer Tune-Yards führt einmal um die Welt.
Am Anfang steht immer eine einfache Wahrheit. „No water in the water fountain„, singt Merrill Garbus auf Nikki Nack, dem dritten Album ihrer Band Tune-Yards, und dann noch: „No side on the sidewalk„. Weiter„So klingen Bestnoten in Erdkunde“
Seit 15 Jahren sind die R’n’B-Platten von Kelis zu eigenwillig für den großen Durchbruch. Auf ihrem neuen Album „Food“ ist die New Yorkerin erstmals zu langweilig dafür.
Ein großer Popstar ist immer auch ein kleines Rätsel. Kelis allerdings ist ein ganzes Rätselheft, und wahrscheinlich hat sie es deshalb nie zum ganz großen Popstar gebracht. Ihre wutentbrannte Debütsingle Caught Out There platzte 1999 in eine sturzbiedere R’n’B-Landschaft hinein, die Gefühlsausbrüche von Frauen nur als effekthascherisch inszenierte Hilferufe kannte. Weiter„Wie ein Rätselheft des Soul“