Aosuke spielen Ambient-Musik, nun, das tun viele. Aber die beiden Hamburger verlassen sich ganz auf analoge Gerätschaften. Auf „Monotone Spirits“ führen sie das Maschinelle ins Entrückte.
Erinnern Sie sich an die Fliege, die in Sergio Leones Film Spiel mir das Lied vom Tod um den Kopf des alsbald erschossenen Bösewichts schwirrt? Minutenlang surrt sie penetrant durch die Szene des Wartens auf den Showdown. Aus Banalem generiert Leone eine der spannungsreichsten Szenen der Filmgeschichte. Ein Detail gewinnt durch Bedächtigkeit und Fokussierung an Gewicht. Solche Filme dreht heute niemand mehr.
Auch die Band Aosuke kommt mit wenigen Ereignissen aus. Behutsam betritt das Hamburger Duo einen Wald, dessen Attraktionen im tiefen Dickicht versteckt sind. Sie schaffen eine Musik, die man heutzutage eigentlich gar nicht mehr macht und füllen sie mit Leben. Im Zeitalter des Digitalen verlassen sie sich ganz auf analoge Gerätschaften.
Monotone Spirits heißt das Album und der Name drückt die Widersprüchlichkeit aus, die in ihm steckt. Maschinell-monoton trifft auf übersinnlich-entrückt. Durch die Wiederholung bilden sich einzelne Facetten immer stärker heraus. Innere Stimmen treten hervor und neue Wege öffnen sich. Bei Aosuke ist die Monotonie spannend. Motive zirkulieren und es flirrt und flimmert von rechts und links. Der Aufbau ist bedächtig, lässt Raum für Assoziation. Die Musik bleibt neutral. Weder Wehmut noch Fröhlichkeit deuten sich an. Als Hörer scheint man ganz sich selbst überlassen, denn es wird nicht gelenkt.
Man kann die Platte im Hintergrund laufen lassen, sie ist so angenehm, wohlig und subtil, dass sie sich scheinbar jeder Situation anzupassen weiß. Es klingt fast so, als wolle sie unsere Aufmerksamkeit schweifen lassen und uns in eine traumähnliche Szenerie entführen. Die Zeit steht still, während sich Minimalereignis auf Minimalereignis schichtet. Eben so langsam wie die Filme, die heute nicht mehr gemacht werden.
Diese Platte hat etwas über die Musik Hinausweisendes. Sie drängt sich nicht auf, aber wenn man sie hört, kann man sich leicht in ihr verlieren.
„Monotone Spirits“ von Aosuke ist als CD und LP erschienen bei Audiolith/Meudiademorte, vertrieben wird sie von Broken Silence
Hören Sie hier „Monotone Spirits“
Bei myspace kann man sich weitere Stücke anhören
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