Ich arbeite in einer Konditorei, im Verkauf. Eines Tages bekommen wir eine Bestellung aus dem Büro, ausgestellt von einer jungen, liebenswerten Kollegin. Sie wünscht einen Googlehupf. Der Auftrag konnte ausgeführt werden, auf traditionelle Weise, von den Konditoren im Haus.
Im Nachlass der Künstlerin Henriette Florian habe ich ein an sie gerichtetes Schreiben des österreichischen Geschäftsträgers in Israel vom Dezember 1969 ent- deckt. Dort heißt es: »Wie versprochen, erlaube ich mir, Ihnen anverwahrt noch die Übersetzung von zwei Ihrer Interviews zu übermitteln.« Seither ersetzt dieses wundervolle Wort des vollendeten Diplomaten in meinen E-Mails schnöde Wendungen wie »anbei« oder »beiliegend«.
Lasst mich meine Schwermut behalten! Diesen durch Melancholie, Schmerz, Trauer oder Nachdenklichkeit geprägten Zustand, in den ich – ohne äußeren Anlass und nicht ungern – ab und zu falle. Depression? Nein, nur ein bisschen schwermütig. Manchmal.
Im IC von Stuttgart nach Nürnberg komme ich nicht umhin, dem Gespräch meiner Sitznachbarn aus der schwäbischen Provinz zu lauschen. Beim obligatorischen Schimpfen über die Politik fällt der Satz: »Das ist doch alles Kokolores!« Ich glaube, das letzte Mal habe ich »Kokolores« im Kindergarten gehört. Lange ist’s her!
Alexander Messmer, Steinenbronn, Baden-Württemberg
Aus dem Weh, das ich erleide, wächst der Mut, doch das Wort Wehmut scheint vergessen. Oft schon las ich in der Literatur und zuletzt auch in einem Kommentar zum Tatort: »nur ein Wermutstropfen trübte …« Sind wir denn Wermutbrüder und -schwestern, oder tropft da vielleicht auch ein wenig Wehmut?
Nach einem Unfall mit Schulterverletzung musste ich mich in physiotherapeutische Behandlung begeben. Die schmerzhaften Dehnungen des Armes durch Physiotherapeutin wurden durch die erläuternde Erklärung »das ist Wohlweh« kommentiert. Wie recht sie hatte, half es doch über den Schmerz hinweg.
Beim Wortschatz »verkackeiern« in der ZEIT Nr. 26/14 liegt meiner Meinung nach ein Fehler vor. Das Wort heißt Vergackeiern und entstand, als die Hühner – noch frei laufend –, legten sie ein Ei, dieses mit lautem Gackern anzeigten. Es war aber nicht immer so, dass dann tatsächlich ein Ei zu finden war. Man fühlte sich getäuscht – vergackeiert.
Wird der gute, alte Groschen eigentlich ganz aus unserer Umgangssprache verschwinden oder nur noch als Groschenroman übrig bleiben? Ich fänd’s schade. Jedenfalls freue ich mich, gelegentlich ein Zehncentstück als Groschen bezeichnet zu hören. Eine Münze ohne Zahlenwert.
Mein Wortschatz lautet Lohntüte. Das Gefühl, wenn der Vorarbeiter auf der Flender-Werft am Sonnabend in unsere Frühstückspause kam und die Löhne verteilte, werde ich nie vergessen. Voller Spannung rissen wir die in schäbigem Braungelb gehaltenen Tüten auf, fischten den Lohnstreifen raus, auf dem die Stunden eingetragen waren (mit Bleistift, oft mit Korrekturen). Der erste Blick galt dem Endbetrag. Und dann: Stimmen die Stunden? Mussten wir am Dienstag wegen des Stapellaufs nicht Überstunden machen? Danach schüttete man die Tüte aus: den Lohn in Scheinen und Münzen. Was ist dagegen schon ein Bankbeleg!