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Was mein Leben reicher macht

Ein gutes Gedicht zu lesen, eines, das neue Wörter findet, neue Bilder für oft Gesagtes, eines, das das Bedürfnis in mir weckt, die Schreiberin kennenzulernen.

Andrea G. Mandl-Steurer, Otterberg, Pfalz

 

Die Kritzelei der Woche

Die letzten Wochen in der Schule waren nur noch langweilig, und um mir die Zeit zu vertreiben, habe ich gemalt. Meine Lehrer fanden das nicht immer so toll, aber was soll’s! Inmitten der Kritzelei steht »Indien«. Denn jetzt beginnt das wohl größte Abenteuer meines Lebens: ein einjähriger Schüleraustausch in Indien! Geistig bin ich schon seit Wochen da, leider ist der Rest, mein Körper, noch in Deutschland. Ich freue mich riesig auf dieses farbenfrohe, krasse Land und kann die Abreise kaum erwarten!

Clarissa Schwarzer, Lauterbach, Hessen

 

Kalfaktor: Mein Wort-Schatz

»Kalfaktor gesucht« lautete eine Stellenanzeige in unserer Lokalzeitung. Wie lange habe ich diesen Ausdruck nicht mehr gehört? Und was bedeutet er eigentlich? Der Duden erklärt, dass es sich um einen Dienstleister für einfache Arbeiten handelt, in der Vergangenheit eher mit einem negativen Beiklang behaftet. Und heute? Was mag sich der Inserent dabei gedacht haben? Hat er sich gescheut, die Tätigkeiten klar zu benennen? Auf alle Fälle hat seine Annonce zum Blättern im Duden angeregt.

Elisabeth Peper, Cuxhaven

 

Drohung

Diese Aufschrift haben wir am Prenzlauer Berg in Berlin gesehen. Ob der Betreiber des Restaurants so viel Humor hat?

Walter Heinzer, Allendorf (Lumda), Hessen

 

Was mein Leben reicher macht

Zum Tagesausklang sanft in der Hängematte schaukeln, im Überflug Schwalben und Mauersegler. Und später, wenn die Farben verlöschen, Fledermäuse und eine Schleiereule. Als Letzte tanzen Glühwürmchen wie kleine Geister durch den dunklen Garten. Paradiesisch!

Sibille Müller, Raubach, Rheinland-Pfalz

 

Internationale Küche

Es gibt auch Positives von internationalen Speisekarten zu vermelden. In einem Lokal am Marktplatz in Děčín hat man sich bemüht, die Spätzle in die tschechische Sprache zu übertragen und durch entsprechende Zeichensetzung sogar die Aussprache dem Schwäbischen angepasst: Schpetzle. Dass man aber die italienischen Spaghetti auch schwäbisch – Schpagety – aussprechen sollte, ist sicherlich nicht im Sinne von »Viva Italia!«.

Bernhard Stille, Deggingen, Baden-Württemberg

 

Behende: Mein Wort-Schatz

In einem Gedicht von Storm fand ich es wieder, und gleich rief es Kindheitserinnerungen wach: das Wort behende. Da heißt es im Gedicht Morgens: Nun gib ein Morgenküßchen! du hast genug der Ruh; und setz dein zierlich Füßchen behende in den Schuh!

Wie schön ist es, an einem Sonntagmorgen Storm zu lesen beim Klang der Kirchenglocken! Spornstreichs – auch so ein schönes Wort – lief ich zum PC, um es Ihnen zu schreiben.

Grethlis Thomas-Talvik, Kiel

 

Die Geburtsanzeige

 
Diese Karte schrieb meine Mutter an meinen Vater, den Obergefreiten Johannes Kellermann, der in Frankreich in Kriegsgefangenschaft war. Sie berichtete ihm von meiner Geburt. Dies geschah allerdings erst mehr als zwei Monate nach meiner Geburt. Im Jahr zuvor war das zweite Kind meiner Eltern, der kleine Lothar – im Alter von knapp zwei Jahre – auf der Flucht vor den Bomben auf die Stadt Krefeld gestorben. Er wurde in Niedermarsberg im Sauerland beerdigt.

Die Karte erreichte meinen Vater nicht, sie kam zurück. Wann er aus der Gefangenschaft entlassen wurde, weiß ich nicht.

Von diesen ganzen Vorgängen erfuhr ich erst vor etwa zwei Jahren, als meine Schwester, die auf der Karte Liesel genannt wird, das Schreiben in den alten Unterlagen meiner 1979 und 1981 verstorbenen Eltern fand. An unseren Familiennamen habe ich inzwischen wieder das ursprünglich gebräuchliche s angehängt.

Franz Kellermanns, Meerbusch