(c) Andreas Glumm
Studio Glumm ist ein Blog, auf dem man, wenn man einmal zu lesen beginnt, immer weitere Einträge anklickt, weil es so schwer ist, aufzuhören. Andreas Glumm lebt in Solingen und bloggt über sein Leben. Er tut das mit Witz und Weisheit, sodass man sich mit seinen Geschichten identifiziert. Seine Partnerin Susanne Eggert liefert Illustrationen, die das Blog zu einem ansprechenden Gesamtkunstwerk machen.
Was ist für Sie das vollkommene Blog?
Dunkle Gestalten am Kaugummi-Apparat. Gibts das noch nicht als Blog? Dann wird es höchste Zeit.
Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten?
Am ehesten noch mit Airen. Aber der bloggt mittlerweile nur noch mittwochs in Mexiko.
Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung?
Schreiben. Ich bin ja kein echter Blogger, der bei anderen Bloggern kommentiert und den ganzen Tag online ist, ich bin eine Sprachbox im Alarmzustand, die das Internet als Plattform nutzt um zu veröffentlichen.
Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung?
Ins Notizbuch schreiben, gern über Begegnungen mit skurrilen Menschen. Die müssen nicht notwendigerweise skurrile Namen tragen. Das ist wirklich nicht nötig. Die können ruhig Orion Specht heißen, oder Herr Billwitz. Randolph Stuttgard. Kein Problem. Auch Sachen, die die Gräfin sagt, finde ich nicht schlecht. Sie hat keine Angst vor der Zukunft, sagt sie. Auch nicht vor der Gegenwart, sagt sie. „Ich habe Angst vor meiner eigenen Vergangenheit.“ Ich schreibe den Satz auf. Es sind drei Sätze. Was meint sie damit? Ich weiß es nicht genau. Finde ich gut.
Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit?
Das geht Sie nichts an.
Ihr Lieblingsheld im Netz?
In totalitären Systemen jeder Blogger, der seine Freiheit aufs Spiel setzt, um seine Meinung nicht zu verbergen.
Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit?
Das wechselt. Zur Zeit mein 87-jähriger Vater, der sich tapfer schlägt in seiner neuen Wirklichkeit im Altenheim und alles daran setzt, seinen Humor nicht vor dem Leben zu verlieren.
Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie im Netz begegnen?
Ich mag den gut strukturierten Muskelschlamm im Oberkörper von Iggy Pop, und Klarheit.
Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen?
Sind rote Bäckchen im Gesicht eine Eigenschaft? Dann mag ich die roten Bäckchen im Kripogesicht meines alten Freundes Karlos.
Was mögen Sie im Netz am wenigsten?
Rappelvolle Blogs. Verbreitung von Langeweile. Mich.
Was stört Sie an Bloggern am meisten?
Wenn sie proppevolle Blogs machen und Langeweile verbreiten.
Was stört Sie an sich selbst am meisten?
Meine Endlosschleife.
Ihr glücklichster Moment als Blogger?
Als ich das erste Mal in den meistgelesenen Top 100 von myblog.de auftauchte, auf Platz 78.
Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger?
Ich mag es, aus dem Schatz zu schöpfen, ohne ihn ganz und gar zu heben.
Über welches Talent würden Sie gern verfügen?
Strategie.
Als welcher Blogger möchten Sie gern wiedergeboren werden?
„Du bist doch schon eine Wiedergeburt – von Elvis.“ (Die Gräfin im Hintergrund)
Ihre größte Extravaganz?
Mein Drogenkonsum.
„Es gibt viel größere Arschlochberufe als Heroinhändler. Holzfäller ist ein Arschlochberuf, Matrose auf einer Hochsee-Fischfangflotte, Kontrolleur im öffentlichen Nahverkehr, Lobbyist. Aber wer kriegt immer auf die Mütze? Die armen Heroinhändler kriegen immer auf die Mütze.“
Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?
Der Versuch, so lange wie möglich zu existieren, ohne komplett durchzudrehen, geht weiter.
Ihr Motto?
Meine innere Stimme, mein bester Außendienstmitarbeiter.
Zuletzt füllten Anne Schüßler von „Ach komm, geh wech!“, Kolumnistin Kübra Gümüsay, Reisebloggerin Inka Chall, Jannis „schmerzwach“ Plastargias, Sascha Pietsch und Peter Kempe vom Männermodeblog Horstson, New Yorker Modefotograf Ari Seth Cohen, Fußballtrainer Frank Baade, Inés „Kaltmamsell“ Gutiérrez, Antonietta Bonanno von „Vintage Curves“ und Taxiblogger Sascha Bors unseren Proust-Fragebogen für Blogger aus.