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Mittwoch: Kostenlos Rikscha fahren!

Die Berliner „Velotaxis“ bieten am Mittwoch kostenlose Touren an! Mittags geht es los, Startpunkt ist das Brandenburger Tor. Mit der Aktion möchten sich die Betreiber von Velotaxi bei ihren Kunden bedanken und gleichzeitig Geld für einen guten Zweck sammeln. Denn die Touren sind zwar kostenlos, aber eine Spende darf gerne entrichtet werden. Der Mittwoch ist gleichzeitig der Schlusstag der Velotaxi-Saison. Ist ja inzwischen auch kalt genug. Mehr unter berlin.danketag.de

 

Michael Stein ist tot.

Ein halbes Jahr nach der Ankündigung der Solidaritätslesung ist der Berliner Extremperformer Michael Stein an seiner Lungenkrebserkrankung gestorben. Für seinen Mut, völlig aus dem Bauch heraus vor eine Menschenmenge zu treten und seinen Stream of (Un-)Consciousness ungebremst auf sie niederprasseln zu lassen, habe ich ihn mehr als einmal bewundert. Er hat dem Berliner Lesebühnenpublikum viele funkelnde, irrlichternde Momente gegeben.

Hier einige Stimmen von Kollegen:

Bov Bjerg
Falko Hennig, Berliner Zeitung
Dr. Seltsam, Junge Welt
Volker Strübing
Robert Weber, taz

 

Können die Berliner Demokratie? Tempelhof wird’s zeigen

Schnell wird ja nach einem Volksentscheid gekräht, wenn es um wichtige politische Entscheidungen geht, auch wenn – wie Wahlbeteiligungen regelmäßig zeigen – es denn meisten Menschen mit der Demokratie SO wichtig dann auch wieder nicht ist. Berlin bekommt jetzt ein „Volksbegehren“. In etwa einem Jahr soll ja der Flughafen Berlin-Tempelhof geschlossen werden. Ab heute können Berlins Wahlberechtigte in einem von 55 Bürgerämtern, Ordnungsämtern oder Bibliotheken eine Unterschrift für das Volksbegehren der Interessengemeinschaft City Airport Tempelhof leisten (mehr Infos online unter http://www.flughafen-berlin-tempelhof.de/). 170.000 Unterschriften werden gebraucht, dann findet ein Volksentscheid statt. Die Öffnungszeiten und Anschriften der teilnehmenden Bürgerämter gibt es hier. Also – venceremos!

Und – by the way – was denken Sie? Sollte der Flughafen geschlossen werden? Er ist zwar praktisch, aber es gibt natürlich auch Lärmschutz- und Sicherheitsbedenken…

 

Einmal Mitleid für Gunnar Schupelius!

Gunnar Schupelius ist „Chefreporter“ der „BZ“. In ebenjener BZ laicht Schupelius werktäglich eine Kolumne namens „Mein Ärger“ ab, die die Seifigkeit eines Peter Hahne mit der Egozentrik von Franz-Josef Wagner vereint und zusätzlich mehrere Male durch den Anwalt-des-kleinen-Mannes-Fleischwolf gewürgt wird. Man muss solche Kolumnen ignorieren, aber heute gelingt es mir nicht. Heute ist die Kolumne so dermaßen besonders lächerlich, dass mir vor Lachen das Croissant im Hals stecken blieb. Auf rund 1400 Zeichen regt er sich darüber auf, dass die BVG eine Bushaltestelle verpflanzt und zwar vor seine Haustür. Wie schröcklich! Unter anderem heißt es in der Kolumne, die übrigens die biblische Unterzeile „Mein gerechter Zorn“ trägt:

Ich frage mich […], warum die BVG mich nicht darüber informiert hat, und drittens, weshalb ich kein Widerspruchsrecht habe. Die Wohnqualität in unserem Haus hat drastisch abgenommen.

Das wäre ja noch schöner, wenn die BVG jeden Anwohner um Rat fragen muss. Eine Bushaltestelle kann aus verkehrstechnischen Gründen halt mal umgesetzt werden. Wer es nicht ertragen kann, dass vor seinem Haus eine Bushaltestelle ist, der muss halt auf einen Bauernhof ziehen. Womöglich kann man dadurch sogar die Wohnqualität im betreffenden Haus wieder auf Normal-Null kriegen.

 

Päusken vorbei

So, die Damen, die Herren, ich bin aus dem Urlaub zurück. Berlin empfing mich mit gutem Wetter, da bin ich natürlich gleich mit Töchterlein zum Lieblings-Spielplatz gegangen. Als ich dann im Spielplatzsand eine Patronenhülse, Glasscherben und einen halb zu Ende gerauchten Joint statt Muscheln und Quallenfragmenten fand wusste ich, Berlinberlin, du hast mich wieder. Nuja.

 

Das einzig wahre war Steiner

Ich habe mich immer gefragt, warum die Waldorfschulen diesen sagenhaften Claim, der mir irgendwann nach dem achten Bier einfiel, nicht genutzt haben. Ich schreibe diese heiteren Zeilen, da heute um 12:30 Uhr die Jahrespressekonferenz 2007 über die Lage der deutschen Waldorfschulen und ihre ökonomischen Perspektiven im Tagungszentrum der Bundespressekonferenz am Schiffbauerdamm stattfindet. Das Thema ist aber nicht nur deshalb mit Berlin verknüpft, sondern auch, weil es ja in der Vergangenheit ein arges Gezerre um die Novalis-Waldorfschule gab, die jetzt Friedrich-von-Hardenberg-Schule heißt. Die Schulbehörde hatte der umstrittenen Privatschule die Lehrbefugnis ab Klasse 9 entzogen. Schon im März sorgte die Schule für Schlagzeilen, weil der Elternverein mitten im Schuljahr alle Lehrer entlassen und ihnen gar Hausverbot erteilt hatte.

Ich bin bedauerlicherweise in einer Familienangelegenheit unterwegs heute und kann an der Konferenz nicht teilnehmen, es würde mich aber sehr freuen, hier eine Diskussion zu diesem Thema anzuzetteln. Vielleicht melden sich aktuelle oder ehemalige Waldorfschüler, vielleicht sogar Schüler oder Eltern der bezeichneten Novalis / Hardenberg – Schule, um ihre Sicht der Situation zu benennen. Andiamo!

Zum Thema hier ein Interview mit dem Lehrerausbilder Wenzel Götte.

 

Wenn das der Schäuble wüsste

Mir ist heute was wirklich putziges passiert. Ich war wegen meines Umzugs zwecks Ummeldung im Bürgeramt Schöneberg (Rathaus Schöneberg)

Wir wissen ja, dass Wolfgang Schäuble im Bereich Innere Sicherheit derzeit mächtig herumwirbelt. Vom Telefonierverbot für potenzielle Möchtegernterroristen bis hin zur umfangreichen Nabelschau des heimischen PC. Nun wüsst‘ ich nur gerne, was er dazu sagt, dass man sich – zumindest in Berlin-Schöneberg – auf s Einfachste eine Tarn- oder Deckadresse besorgen kann.

Wer innerhalb Berlins umzieht, der muss zum Bürgeramt. Vorher lädt er sich hier ein putziges kleines Formular herunter. Interessant ist hier vor allem Seite drei links unten. Da steht: „Datum, Name und Unterschrift des Wohnungsgebers“. Wohnungsgeber ist der Vermieter, klar.

Nun der Hit. Man kann sich jetzt einfach hinstellen und sagen, „wir haben die Wohnung gekauft“. Eigentlich wäre zu erwarten, dass die freundlichen Damen und Herren einen Eigentumsnachweis fordern, vulgo einen Auszug aus dem Grundbuch oder wenigstens eine notariell beglaubigte Abschrift des Kaufvertrags. Aber: Fehlanzeige. „Schreimse einfach „EIGENTUM“ dahin, denn passt dît schon“, lautet die übereinstimmende Auskunft mehrerer Bürgeramtstanten und -onkels.

Mit anderen Worten: Ich suche mir eine Tarnanschrift, installiere dort einen toten Briefkasten, melde mich „offiziell“ ohne Vorlage irgendwelcher Papiere dahin ab – und bin a sort of vogelfrei.

Das finde ich nun irgendwie schon sehr bizarr.

 

Rattus norvegicus…

heißt nicht nur ein schönes Album der Stranglers, sondern auch die Tierart, mit der ich nun Bekanntschaft machen durfte. Unter die Rubrik „Mythen in Tüten“ fällt ja der schöne Satz, dass es angeblich in Berlin pro Einwohner drei Ratten gibt. Indes, vielleicht ist das gar nicht so falsch. Doch ich erzähle mal schön der Reihe nach.

Wir sind am Mittwoch umgezogen. In eine neue Wohnung. In eine schöne neue Wohnung. Ein bisschen wunderte uns ein etwas, nun, muffiger Geruch im Gäste-WC. Am Donnerstag muffte es dann auch im Badezimmer. Ursprüunglich war beides ein einziger, großer Raum, wir haben diesen Raum umbauen lassen zu einem mittelgroßen Bad und einem Gäste-WC. Woran denkt man, wenn es muffelt? An ein defektes Abwasserrohr.

Am Freitag kam dann auch der liebe Herr Klempner, schnüffelte kurz und sagte: „Nein, das sind keine Abwässer“. Er schnüffelte weiter, an der Wand entlang, und landete mit seiner Nase an der Verkleidung des Toilettenspülkastens, welcher in die Wand eingelassen. Mit einem Ruck rupfte er die Verkleidung des Spülknopfes ab, drehte sie um und erbleichte. Sie war angenagt.

Von innen.

In einem Halbkreis von 1,5 cm Durchmesser.

Sogleich rekapitulierte der Klempner: Im Rahmen der Sanierungsarbeiten der Wohnungen hatte man die alten Toiletten aus der Wohnung entfernt, eine Woche später neue Toiletten eingebaut – und in der Zwischenzeit die Fallrohre nicht verschlossen. Klarer Fall: Die lieben Tierchen (man vermutet 2-3) sind aus der Kanalisation in die erste Etage hochgeklettert, haben sich irgendwo versteckt und wurden dann von den Bauarbeitern eingemauert, die aus dem einen großen Bad zwei gemacht haben. Sie steckten zwischen Wand und Zwischenwand. Eine – und daher der Geruch, der sich bis heute ins Unerträgliche gesteigert hat – ist wohl schon dout, die andere (die anderen beiden) lebt noch, wie wir feststellen durften, denn ab etwa ein Uhr morgens hört man aus der Zwischenwand Geräusche, die auch Menschen mit starken Nerven als nicht angenehm bezeichnen würde.

Auftritt Kammerjäger: Einwurf von Giftköder. Sodann: „Die verrecken jetze, dann stinkts noch swei Wochen bis die ausjetrocknet sind und dann jehts wieda“. Ich: „NÖ“.

Am Donnerstag wird man, das konnte ich erwirken, die besagte Zwischenwand anbohren und mit einem Endoskop ins Innere schauen. Wenn man die Leichen findet, wird die Wand ebenda aufgestemmt und die Tiere abtransportiert.

Ich freu mich schon. Auf den Tag, an dem es nicht mehr stinkt.