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Josef Ackermann und die Werte

 

Ich kann es mir angesichts der Nachrichten von Vodafone nicht verkneifen: Deutschlands bestbezahlter Bankvorstand, Josef Ackermann von der Deutschen Bank, hatte vor zwei Jahren, am ersten Gerichtstag im Mannesmann-Prozess, einen wunderschönen Satz gesagt: Deutschland sei das einzige Land der Welt, „in dem diejenigen, die Werte schaffen, vor Gericht stehen“. Der Deutsche-Bank-Chef stellte die „Wertschaffung“, die Klaus Esser als Mannesmann-Chef erreicht habe, anhand zweier Zahlen dar: 80 und 140 Milliarden Euro. Um 80 Milliarden Euro legte der Börsenwert von Mannesmann während des 14-wöchigen Übernahmekampfes mit Vodafone zu; um 140 Milliarden Euro stieg er vom Amtsantritt Essers am 28. Mai 1999 bis zur der Einigung auf eine friedliche Übernahme am 3. Februar 2000. Angesichts dieser „Wertsteigerungen“ seien die 15 Millionen Euro Anerkennungsprämie für Esser lächerlich, „im Null-Komma-Prozent-Bereich“ (Ackermann).

Gestern nun hat Vodafone, das britische Mobilfunkunternehmen, das weiland Mannesmann gefressen hat, horrende Wertberichtigungen auf den Goodwill angekündigt. Satte 28 Milliarden britische Pfund, also rund 41 Milliarden Euro, will der Konzern auf seine Beteiligungen abschreiben, davon den Großteil auf seine deutsche Tochter Mannesmann, die noch mit einem Goodwill von 35 Milliarden Pfund in den Büchern steht. Goodwill ist eine Bilanzgröße. Der Wert der gekauften Unternehmen wird zunächst zum Kaufpreis bilanziert und dann peu à peu abgeschrieben, seit neuestem jedoch jährlich einer kompletten Neubewertung unterzogen (fair value heißt das auf Neudeutsch). Der Goodwill ist der Teil des Kaufpreises, der nicht durch Kabel, Gebäude oder ähnliches gedeckt ist, also bei Mobilfunkunternehmen wie Mannesmann fast der gesamte Kaufpreis. Denn was war an Mannesmann etwas wert? Der Markenname und die Marktdurchdringung.

Meine simple Frage lautet: Wofür hat Esser die Anerkennungsprämie bekommen? Für welche Wertschaffung? Der Irrtum des Herrn Ackermann und vieler anderer Manager liegt in dem Missverständnis Börsenbewertungen mit „Werten“ gleichzusetzen. Die gesamte Ausrichtung am Shareholder-value, am Aktienkurs, ist mehr als fraglich, wie die Aktion von Vodafone zeigt. Nicht selten ist es viel heiße Luft, und sonst gar nichts.

Deshalb mein Vorschlag: Lasst die Bezahlung anhand der Aktienkursentwicklung! Operative Gewinne, Marktanteilsgewinne und Kundenzufriedenheit sind deutlich bessere Maßstäbe für die Wertschaffung als Börsenkurse.