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Alle Banken verstaatlichen?!

 

Als ich gestern den „persönlichen Jahresrückblick“ geschrieben habe und vorher mir noch ein paar kluge Artikel zur Kreditkrise reingezogen habe, bekam ich Zweifel, ob private Banken überhaupt eine Daseinsberechtigung haben. Ob man sie nicht besser alle verstaatlichen sollte. Starker Tobak, ich weiß. Doch auch heute sind meine Zweifel nicht kleiner geworden.

Worum geht es? Es geht um das herrliche Beispiel Northern Rock und den dämlichen Mervyn King, der mit seiner Sturheit, den Banken nicht unter die Arme zu greifen, den ersten Bankrun in einem westlichen Land seit dem Zweiten Weltkrieg provoziert hat. Heute hat die britische Regierung nicht nur eine staatliche Einlagensicherung eingeführt, sie hat auch Garantien für Northern Rock draußen, die 140 Milliarden Euro fett sind. Zur Erinnerung: Northern Rock ist ne kleine Bank, erst der fünft größte Hypothekenfinanzierer Englands. Das ist nicht Barclays, Abbey and Co. Das “too big to fail”, das ja nix Neues ist, ist durch die jüngste Krise zu einem „no bank is allowed to fail“ mutiert.

Banken dürfen einfach nicht pleite gehen, sonst bricht das System zusammen. Deshalb haben alle Banken, ob öffentlich oder privat eine Art Garantie des Staates. Diese Staatsgarantie bewahrt sie vor dem Untergang, der ja das ganze kapitalistische System mit sich risse. Das hat Northern Rock bewiesen. King ist mit seinem Ansatz grandios gescheitert, Banken wie Unternehmen zu behandeln, nämlich sie mit ihrem selbst angerichteten Schlamassel allein zu lassen – samt der Drohung ihres Unterganges.

Weil Banken diese Garantie besitzen, handelt es sich bei ihnen um keine normalen Unternehmen. Deshalb werden sie ja schon recht kräftig reguliert. Doch die aktuelle Krise zeigt, sie sind viel zu lasch reguliert worden. Solange alles gut geht, beuten die Banken ihre Garantie aus und zocken, was das Zeug hält. Davon legen Eigenkapitalrenditen jenseits der 20 Prozent eindrücklich Zeugnis ab. Reale Renditen von sechs oder sieben Prozent sind die Norm, alles was darüber hinaus geht, kann nur mit enormen Risiko erkauft werden – auch das hat die Krise uns vor Augen geführt.

Was also tun? Zulassen, dass die Banken die Allgemeinheit ausbeuten? Hohe Renditen für ihre Aktionäre erwirtschaften und unappetitliche Gehälter ihren Angestellten zahlen, und wenn’s eng wird die Öffentlichkeit haften lassen? Oder sollte man sie nicht besser verstaatlichen, oder so regulieren, dass sie implizit verstaatlicht sind, weil sie ja auch eine implizite Garantie des Staates besitzen?

Das Schlimme an meinen Zweifeln ist, dass der liberale Martin Wolf genau so argumentiert, dass auch Lucas Zeise in die selbe Kerbe schlägt, also die beiden größten Finanzkolumnisten, die die Insel und Deutschland kennen.

Mit diesen Gedanken zum alten Jahr, wünsche ich allen Lesern, Kritikern und Fans von HERDENTRIEB ein glückliches 2008.

Vielleicht ist ja da draußen irgendwer, der meine Zweifel zerstreuen kann, der ne bessere Idee hat. Nur her damit. Die Debatte um die Verstaatlichung der Banken muss geführt werden.