Lesezeichen
‹ Alle Einträge

„Wir wollen keine Asylantenschweine“

 

Neonazis marschierten durch Bamberg | Foto: Timo Müller
Neonazis marschierten durch Bamberg | Foto: Miller

Rund 200 Neonazis formten sich in Bamberg zu einem Marsch gegen „Asylmissbrauch“. Bis zuletzt versuchten die Ultrarechten den Aufzug als „Bürgerdemonstration“ zu deklarieren. Weit über tausend Gegendemonstranten störten den Aufmarsch lautstark.

Über eine Facebookseite haben die Neonazis zum Aufmarsch mobilisiert. Auf den ersten Blick ist nicht zu erkennen, dass es sich bei den Betreibern der Seite um Neonazi-Aktivisten handelt, es scheint, als wolle man Interessierte nicht verschrecken. Als die Seitenbetreiber eine Demonstration ankündigten, war das Versteckspiel aber vorbei.

Als Demo-Anmelder fungierte Marcel Maderer, führender Aktivist NPD-naher Kameradschaftsstrukturen in Oberfranken.
Die Teilnehmer des Aufmarsches waren aus Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Bayern angereist. Michel Fischer, ein szeneintern nicht unumstrittener Aktivist aus Thüringen, übernahm die Lautsprecheransagen. Rassistische Parolen wie „Wir wollen keine Asylantenschweine“ und „Kriminelle Ausländer Raus – und der Rest auch“ gehörten zum Standartrepertoire und wurden ebenso gerufen wie „Nationaler Sozialismus jetzt“ und „Hier marschiert der nationale Widerstand“. Als Redner trat neben dem Leipziger NPD-Politiker Alexander Kurth, auch Karl Richter auf, der, aufgrund der Inhaftierung eines führenden NPD-Politikers, am Freitag als NPD-Landesvorsitzender zurücktrat. Axel Michaelis, Landesgeschäftsführer der bayerischen NPD, war auf dem Aufmarsch ebenso zugegen wie Aktivsten aus der verbotenen Kameradschaft „Freies Netz Süd“. Patrick Schröder und Daniel F., ehemalige Betreiber des Online-Fernsehprogramms „FSN TV“, waren wie andere junge NPD-Aktivisten als Ordner aktiv.

Den Aufmarsch der Neonazis störten durchgängig rund 1500 Gegendemonstranten. Das Bamberger „Bündnis gegen Rechtsextremismus“ hatte zum Protest aufgerufen. Gegendemonstranten hielten Schilder und Transparente, auf denen „Refugees welcome“, „Nazis Raus“ und „Kein Platz für Faschismus“ stand. Der Gegenkundgebung schlossen sich auch der Bamberger Oberbürgermeister Andreas Starke, der Landrat Johann Kalb und Erzbischof Ludwig Schick an. Antifaschisten versuchten des Öfteren den Aufmarsch der Neonazis zu stören. Dabei kam es auch zu mehreren Sitzblockaden, die von Einsatzkräften aufgelöst wurden.
Für Günter Pierdzig, einen Organisator der Gegendemonstration, war die Aktion „ein voller Erfolg“. Trotz „kurzfristiger Mobilisierung“ habe man „eine große Zahl an Nazigegnern mobilisieren“ können.

Für viele Bamberger war die Demonstration eine reine Provokation. „Wie kann es sein, dass die Rechtsextremen hier einfach ihre Hetze verbreiten dürfen“, fragte sich ein Passant am Rand der rechten Kundgebung. Im Internet versprechen die rechten Aktivisten wieder zu kommen, es sei „nicht die letzte Aktion gewesen“.

Alle Fotos: © Jonas Miller