Schauen Sie sich dieses Video an. Zu sehen ist eine fiktive Ausgabe von RTL Aktuell, in der Comedian Michael Kessler für die Satiresendung Switch als Peter Kloeppel einen Beitrag über eine Krise in Lampukistan anmoderiert. Gefällt Ihnen? Stört Sie die übertriebene Betonung mancher Silben? Das schnelle Reden? Die Stimmfärbung?
Nachrichtensprecher ist ein Job wie der des Fußball-Nationaltrainers. 80 Millionen Deutsche können es grundsätzlich besser: Die Kleidung ist ihnen zu freizügig, die Krawatte zu grün, zu viele Floskeln in der Überleitung zum Wetter, die immer gleiche Abmoderation. Man kann eine Menge falsch machen. Meistens liegen der Publikumsgunst ziemlich subjektive Einschätzungen zugrunde. Es gibt allerdings auch objektive Kriterien der Sprecherqualität, wie ein Projekt zeigt.
Ines Bose, Sprechwissenschaftlerin an der Universität Halle, hat mit drei Kollegen des Mitteldeutschen Rundfunks zehn Beispiele zusammengestellt, wie Nachrichten nicht gesprochen werden sollten – und diese als Sounddateien ins Netz gestellt. Einmal redet die Sprecherin viel zu laut, dann zu erotisch. Oder sie betont so viele Wörter falsch, dass die Nachricht am Ende wie eine automatische Durchsage auf einem Regionalbahnhof klingt.
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Hören Sie die Beispiele in Ruhe durch. Jedes Mal wird nur ein einziges Sprachmerkmal kritisiert. Das Problem dabei: „Sprechen ist ein ganzheitlicher Prozess“, sagt Bose. Einzelne Merkmale ließen sich nicht losgelöst von anderen realisieren. „So wird beispielsweise jemand, der zu laut liest, auch immer mehr Wörter betonen, als jemand, der in angemessener Lautstärke spricht.“
Bevor Sie sich das nächste Mal über Gabi Bauer, Thomas Roth, Peter Kloeppel oder Marietta Slomka wegen was auch immer ärgern, denken Sie daran: Nachrichten zu sprechen oder anzumoderieren, das ist eine Wissenschaft für sich.
- Wie sieht die Zukunft der Nachrichten aus? Darüber haben sich Ulrich Wickert und Claus Kleber 2013 in der ZEIT unterhalten.
- Weitere Teilchen finden Sie hier.