Es ist viel geschrieben und viel gesagt worden über die Anschläge in Paris – und doch ist es schwer, die richtigen Worte zu finden. Einer, der es geschafft hat, ist selbst betroffen. Antoine Leiris verlor seine Frau Hélène, die am vergangenen Freitag in der Pariser Konzerthalle Bataclan erschossen wurde. Kürzlich meldete sich der Journalist mit einem bewegenden Posting auf Facebook zu Wort.
„Am Freitagabend habt ihr das Leben eines außergewöhnlichen Wesens gestohlen, das der Liebe meines Lebens, der Mutter meines Sohnes. Aber ihr werdet nicht meinen Hass bekommen“, schreibt Leiris auf Facebook (den kompletten Text haben die Kollegen von SZ.de ins Deutsche übersetzt). Für ein BBC-Video liest er nun seinen Brief an die Mörder von Paris vor.
Einige Auszüge:
„Wenn der Gott, für den ihr so blind getötet habt, uns nach seinem Ebenbild erschaffen hat, dann hat jede Kugel in den Körper meiner Frau eine Wunde in sein Herz gerissen.“
„Ihr wollt, dass ich misstrauisch auf meine Mitmenschen schaue und dass ich meine eigene Freiheit zugunsten der Sicherheit opfere. Ihr habt verloren.“
„Ja, ich bin vor Trauer am Boden zerstört. Diesen kleinen Sieg habt ihr errungen. (…) Aber sie wird jeden Tag bei uns sein. Und irgendwann werden wir uns in einem Paradies der freien Seelen wiedersehen, in das ihr niemals gelangen werdet.“
„Ich muss zurück zu (meinem Sohn, die Red.) Melvin, der aus seinem Mittagsschlaf erwacht ist. Er ist erst 17 Monate alt, er wird seinen Snack wie jeden Tag essen, und dann werden wir wie jeden Tag zusammen spielen. Und jeden Tag seines Lebens wird euch dieser kleine Junge mit seinem Glücklichsein und seiner Freiheit beleidigen. Denn auch seinen Hass werdet ihr nicht bekommen.“
Leiris Statement der Stärke bewegte viele Menschen in den Sozialen Netzwerken. Mehr als 200.000 Mal wurde sein Beitrag inzwischen geteilt. USA Today, Daily Mail, der niederländische Telegraaf und viele andere Medien berichteten. Zu France Info sagte Leiris: „Ich hatte den Eindruck, dass dies die beste Antwort ist, die man geben kann. Die Terroristen haben nicht das bekommen, was sie wollten. Ich werde weiter Musik lieben und ausgehen. Ich werde weiterleben, weil ich nicht möchte, dass mein Sohn in Hass, Gewalt oder mit Vorurteilen aufwächst.“ Seinem Sohn will Leiris Kultur, Musik und Bücher näherbringen. „Waffen aus Papier, Pinsel, Musiknoten – keine Kalaschnikows.“
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