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Worte für das Unaussprechliche

 

 

Die amerikanische Stoner-Rock-Band Eagles of Death Metal ist durch den Terroranschlag auf das Pariser Bataclan zu tragischer Berühmtheit gelangt. Während ihres Konzerts starben 90 Menschen. Warum ausgerechnet dort, warum traf es ausgerechnet Fans dieser Band, was verrät ihre Musik über die möglichen Motive der Täter? Das waren die törichten Fragen der ersten Stunden. Als könne man das Attentat irgendwie rechtfertigen, etwa mit dem Provokationspotenzial, das dem Rock’n’Roll eingeboren ist.

Jetzt äußern sich die Musiker erstmals ausführlich zu den Geschehnissen von Paris. Die Redaktion von Vice hat sie zum Interview vor die Kamera gebeten, ein halbstündiges Video ist entstanden.

Da sitzen sechs Männer, die mit dem Leben davon gekommen sind. Sie ringen um Worte für das Unaussprechliche. Sie wollen sie finden, und das Publikum will sie hören. Trauerarbeit vor einer Weltöffentlichkeit.

Der Gitarrist Eden Galindo berichtet, wie sich plötzlich, mitten im Konzert, die ersten Gewehrschüsse in die Musik mischten. „Zuerst dachte ich, die Verstärkeranlage würde spinnen.“ Der Tontechniker Shawn London, der sein Mischpult direkt an der Eingangstür aufgebaut hatte, dachte an ein paar Böller. Bis er in den Lauf eines Maschinengewehrs blickte und ein Attentäter auf ihn schoss. Szenen der Flucht, der Panik, der Verwirrung, der Verzweiflung. Wo sind die Notausgänge? Wohin führen diese Gänge im Backstage-Bereich? Wie können wir all diese Menschen hier heil rausbringen? Der Merchandise-Verkäufer Nick Alexander wurde von Kugeln getroffen und verblutete still, weil er niemanden um ihn herum durch Hilferufe gefährden wollte. „Es sind so viele gestorben, weil sie ihre Freunde nicht im Stich lassen wollten“, sagt der Leadgitarrist und Co-Gründer der Band Jesse Hughes.

Josh Homme, der andere Kopf der Eagles of Death Metal, war an diesem Tag nicht in Paris. Er erfuhr von seinen Freunden per SMS von der Geiselnahme, noch während sie ablief, und konnte nur aus der Ferne helfen. Jetzt führt er eine handschriftliche Namensliste aller Opfer. „Ich wünschte, ich könnte mit ihren Eltern sprechen… Aber es gibt nichts Passendes, was ich sagen könnte. Worte können das nicht erfassen.“

Es wird wahrscheinlich lange dauern, Musiker diese Erlebnisse verarbeitet haben. Aber die Band wird sich nicht zurückziehen. „Wir stehen für die Menschen, die es nicht geschafft haben, deren Geschichten vielleicht nie erzählt werden“, sagt Josh Homme. Und sein Gefährte Jesse Hughes kündigt an: „Ich will, dass wir die erste Band sind, die im Bataclan spielt, wenn es wieder eröffnet.“

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