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Warum Umfrageinstitute so häufig danebenliegen

 

Warum Prognosen so häufig danebenliegen
Das Problem liegt im System. Die animierte Grafik von Maarten Lambrechts zeigt, warum Wahlprognosen häufig danebenliegen. @ Maarten Lambrechts

Drei Tage vor der Landtagswahl in Baden-Württemberg veröffentlichte die Forschungsgruppe Wahlen (FGW) im Auftrag des ZDF die letzte Umfrage. Die AfD konnte demnach mit elf Prozent der Stimmen rechnen und wäre hinter Grünen, CDU und SPD viertstärkste Partei. Wie es tatsächlich kam, wissen wir inzwischen: 15,1 Prozent der Baden-Württemberger haben AfD gewählt – die Rechtspopulisten landeten sogar noch vor den Sozialdemokraten. Für Sachsen-Anhalt ermittelte die FGW-Umfrage vor der Wahl für die Linke 21 Prozent der Stimmen – am Ende waren es nur 16,3. Anschließend hagelte es Kritik an den teilweise ungenauen Vorhersagen. Aber wie kommt es zu diesen Unterschieden zwischen Vorhersage und Realität? Maarten Lambrechts erklärt das Phänomen mit einer interaktiven Grafik.

Rock ’n‘ Poll heißt das Projekt, mit dem der Datenjournalist aus Belgien die Komplexität politischer Vorhersagen verdeutlichen möchte. In seiner Animation zeigt er, wie die Zahl der Befragten die Ergebnisse beeinflusst – und warum eventuelle Ungenauigkeiten vor allem bei den sogenannten kleinen Parteien entstehen. Selbst bei acht Prognosen mit jeweils 1.000 Befragten (die der Einfachheit halber genau die Partei angeben, die sie später tatsächlich wählen) entspricht nur ein minimaler Anteil exakt dem tatsächlichen Wahlergebnis. Bei einer Abstimmung, in der mitunter wenige Stimmen über mögliche Koalitionen entscheiden, ist selbst so eine geringe Abweichung gravierend. Wie fehleranfällig Statistiken schon aufgrund ihrer Erstellung sind, zeigt auch der Publizist und Psychologe Martin Tschechne in einem Beitrag für den Deutschlandradio Kultur. Er sagt: „Mit Statistiken lässt sich viel belegen, wenn man kreativ mit der Bezugsgröße umgeht.“

Im Fall der Landtagswahlen von Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt reicht die Statistik jedoch nicht als Erklärung für die Abweichungen zwischen Vorhersage und Realität aus. Zu den systemimmanenten Schwierigkeiten kommt die geringe Parteibindung der Menschen in den ostdeutschen Bundesländern und zudem die Tatsache, dass mit der AfD eine neue Partei den politischen Wettbewerb betreten hat, für die es statistisch noch nicht so viele Erfahrungswerte gibt.


Vielleicht sind wir aber auch den Statistiken einfach viel zu hörig. Publizist Tschechne empfiehlt im Deutschlandradio Kultur: „Gerade in Zeiten von Unsicherheit und Entscheidung bleibt es deshalb eine gute Idee, sich von der Flut der Zahlen nicht fortreißen zu lassen.“