Wenn der Staat versagt, muss die Zivilgesellschaft einspringen. Auf Grundlage dieser Feststellung sammelt die Washington Post seit Januar 2015 alle Todesfälle in den USA, die im Zusammenhang mit Polizeigewalt stehen. Ein ähnliches Projekt läuft beim britischen Guardian. Die Motivation dazu stammt aus unzureichenden Statistiken der Behörden: Zwar sammelt das FBI die Zahlen ebenfalls, allerdings hat die Bundespolizei selbst zugegeben, dass die Daten nicht komplett sind.
Diese Beschreibung der offiziellen Statistiken ist noch zurückhaltend. 2015 zeichnete die Washington Post durch die Analyse von Medien– und Polizeiberichten und Gerichtsakten mit 990 Toten mehr als doppelt so viele Fälle auf wie das FBI. Im laufenden Jahr deuten bisher 706 Todesfälle – zuletzt die Schüsse von Charlotte – darauf hin, dass sich an dem Ausmaß nichts ändern wird. Zum Vergleich: In Deutschland wurden zuletzt etwa sieben Menschen pro Jahr von Polizisten getötet.
Besonders häufig sind demnach Schwarze von tödlicher Polizeigewalt in den USA betroffen. Rund ein Viertel der in diesem Jahr Getöteten waren Afroamerikaner, etwa 45 Prozent waren Weiße. Bei einem Bevölkerungsanteil von 13 Prozent ist der Anteil der Schwarzen deutlich überproportional. Die Statistik gibt auch Aufschluss über andere Merkmale: Opfer von tödlicher Polizeigewalt sind demnach fast immer männlich und häufiger unter 30. Sie waren in nur etwa 50 Prozent der Fälle bewaffnet und rannten in einem Drittel der Fälle vor den Polizeibeamten davon, bevor sie getötet wurden.
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