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Die Hall of Fame des populären Geschmacks

 

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Schön anzusehen: Heiße Schokolade ist – wenig verwunderlich – im Winter viel beliebter als im Sommer. © Screenshot rhythm-of-food.net

Wer kennt Quinoa? Klar, fast jeder. Aber wer kannte Quinoa vor zehn Jahren? Eigentlich niemand, abgesehen von ein paar ecuadorianisch-peruanischen Gemeinden. Ähnliches gilt für Chia-Samen, Pastinaken oder den Cocktail Moscow Mule. Sie alle gehören zu den Gewinnern im Ranking des populären Geschmacks. Dagegen befindet sich der Cosmopolitan auf einem langsamen, aber sicheren Weg in die Bedeutungslosigkeit. Auch Energydrinks haben schon mal bessere Zeiten erlebt.

All das lässt sich aus der clever gestalteten Website Rhythm of Food des Designers Moritz Stefaner und des Google News Lab auslesen. Der Datenvisualisierer Stefaner hat hierzu eng mit Google Trends zusammengearbeitet. Google hat für das Projekt Daten geliefert, die zeigen, wie sich Suchtrends nach unterschiedlichen Lebensmitteln seit 2004 verändert haben.

Einige Zusammenhänge erschließen sich von selbst, bei anderen hilft Stefaner mit Erläuterungen nach. Quinoa, Chia und Pastinaken dürfen ihren Einzug in die Hall of Fame des Essens gewiss den immer populäreren Ernährungstrends wie Veganismus oder Low Carb verdanken. Hingegen ist der Abstieg des Cosmopolitan eng verknüpft mit einer Fernsehserie. Sex and the City endete 2004, der Cocktail war der Lieblingsdrink der vier Protagonistinnen.

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Der Farbverlauf entwickelte sich von gelb (2004) nach lila (2016). Gut zu erkennen: Mit dem Finale von Sex and the City endete auch die Erfolgsstory des Cosmopolitan. © Screenshot rhythm-of-food.net

Andere Trends erklären sich nicht so einfach. Warum werden gerade Hackbraten und Rote Bete populärer? Überhaupt legen die Suchanfragen für die meisten Lebensmittel im Laufe der Jahre zu. Liegt das nun an den Nahrungsmitteln selbst oder daran, dass immer weniger Menschen nach dem klassischen Kochbuch greifen?


Interessant sind auch die regionalen Unterschiede, die in den Grafiken deutlich werden. Truthahn, der für Amerikaner selbst auf der Raumstation ISS unverzichtbar ist, dürfte in Deutschland Ende November kaum so begehrt sein. Auch deutsche Essensgewohnheiten werden im Projekt sichtbar gemacht. Grünkohl – der Opa unter den Hipstern – erlebt suchanfragenmäßig sein traditionelles Hoch im Winter, Spargel im Mai. Anders als in anderen Ländern (z. B. Japan) beschränken sich in Deutschland die Suchanfragen nach Spargel auch exakt auf diese Zeit. Stefaner schreibt dazu: „Die Spargelzeit ist in Deutschland äußerst klar definiert – und sie wird sehr ernst genommen.“