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Bewusstseinszustand? Hoffnung!

 

Der Sommer wird begleitet von einem permanenten Hintergrundrauschen: Terrornachrichten und Hetzbotschaften auf fast allen Kanälen. Wir müssen sie endlich abschalten.

© Sasha Dudkina/eyeem.com
© Sasha Dudkina/eyeem.com

Lange habe ich mir keine Auszeit genommen, die Sommer verbringe ich ohnehin meist in der Stadt, aber nicht in diesem Jahr. Ich habe mir vorgenommen, an einen ruhigen Ort zu fahren, ans Meer, auf eine kleine kroatische Insel, um zu schwimmen, zu lesen, die Gegenwart ein Hintergrundrauschen werden zu lassen, die Wellen zu betrachten, die kommen und gehen.

Von Berlin wird gesagt, dass die Stadt an jeder Ecke ihre Identität wechselt. Meine Reise beginnt hier. In der sich zäh vorwärts schiebenden Warteschlange vor dem Security Check holt mich die Eilmeldung ein: ein Terrorakt in Nizza. Eine freundliche junge Mitarbeiterin bittet mich, mit ihr zu kommen. Während sie mich und meine Tasche auf Sprengstoff untersucht, indem sie mit einer Art Papierstreifchen an mir und meinem Handgepäck herumwischt, fragt sie im Plauderton, ob ich in die Ferien fahre. Sie sagt, sie freue sich darauf, in diesem Jahr zu Hause zu bleiben.

Wenige Stunden später, gegen Mitternacht, folgt die nächste Eilmeldung, auf einer Raststätte zwischen Zagreb und Rijeka, eine Busladung Menschen mit gezückten Smartphones, das Licht der Displays wirft schiefe Vierecke auf müde Gesichter: In der Türkei herrscht Ausnahmezustand, ein Putschversuch des Militärs. Das Rauschen der Informations- und Kommunikationskanäle, wie das Kommen und Gehen der Wellen, Stimmen werden laut und tauchen ab, Fragen, Ansichten und Schlagworte wiederholen sich, überlagern einander wie Folien, Worte verschieben sich gegeneinander und fragen ihre Bedeutungen ab: Identität. Heimat. Und immer wieder das Wort Angst. Die Ereignisse nehmen keine Auszeit, die Ereignisse überholen mich rechts und links, die Ereignisse laufen hinaus, ohne ein Ende zu finden.

Kein Monopol auf Heimat

Tage später, auf einem Ausflug zu dem Anfang der 70er Jahren unter Josip Broz Tito erbauten 5-Sterne-Hotelkomplex Haludovo, der mittlerweile eine Ruine ist, begegnet mir eine Gruppe österreichischer Touristen. Einer von ihnen spricht mich, ohne einen Moment zu zögern, auf Deutsch an, drückt mir seine Kamera in die Hand, bittet mich um ein Gruppenfoto. Das Foto mache ich, aber widersetze mich seinem Fremd- und Selbstverständnis, ich antworte auf Kroatisch. Zufrieden mit der Aufnahme zieht die Gruppe weiter. Die Stille kehrt zurück, was bleibt ist das unermüdliche Zirpen der Grillen und das gelegentliche Klicken meiner Kamera.

Ich denke an den Disput über die Wiederholung der Stichwahl in Österreich, den ich kurz vor meiner Abreise mit einem Freund hatte und an eine Nachrichtensendung zu Beginn der Wahlkampagnen: Der ideologische Abstand sei groß zwischen ihnen, sagt ein Moderator zu den beiden österreichischen Präsidentschaftskandidaten, die zur Diskussion angetreten sind, Alexander Van der Bellen und Norbert Hofer, Kandidat der Freiheitlichen Partei Österreichs. Den Begriff Heimat haben beide in ihren Wahlkampagnen verwendet. Alexander Van der Bellen kontert: „Heimat ist nicht ideologisch besetzt. (…) Ich habe nie eingesehen, warum wir das Monopol auf Heimat ausschließlich deutschtümelnden Burschenschaftlern überlassen sollen.“ Fest stand schon damals, die Wahlentscheidung zwischen Van der Bellen und Hofer würde eine Richtungsentscheidung werden, die nicht nur Österreich, sondern auch die Stimmung in Europa beeinflussen würde. Van der Bellen hat die Wahl letztlich knapp gewonnen, aber die Partei der Gekränkten, sprich: die FPÖ, hat diese Wahlentscheidung angefochten. Eine Partei, die sich als Stimme des Volkes versteht, beansprucht auch das Monopol auf Wahrheit für sich.

Ich befinde mich im obersten Stockwerk des Hotels, Blick durch den Sucher meiner Kamera auf die devastierte Lobby. Über den Ausschnitt legen sich Aufnahmen des Haludovo aus den 70er Jahren, die ich im Netz gesehen habe, verwaschen in Fantasiebilder und Stories: Playmates räkeln sich am Infinity Pool, Olof Palme schüttelt routiniert Hände in der Lobby, die Geschäftsführung lässt den Pool mit Champagner füllen. Es kursieren unzählige Stories über dieses Hotel, manche davon sind wahr. Saddam Husseins Sohn soll einen goldenen Revolver unter dem Kopfkissen in seiner Suite vergessen haben. Jemand hat Moja Domovina an die Wand gesprayt, ein anderer wieder durchgestrichen. Scherben knirschen unter meinen Schritten, ich frage mich, ob damit der Titel des gleichnamigen kroatischen Schlagers aus den 90ern gemeint ist oder nichts weiter. Zu dieser Zeit wurde das verlassene Haludovo zum Flüchtlingslager umfunktioniert. Für mich ist es das erste Mal seit den 90ern, dass ich Kroatien bereise. Anfang Oktober ist die Wiederholung der Stichwahl für den österreichischen Präsidentschaftskandidaten und ich werde in Wien sein, wo ich geboren wurde.

Der Feind ist immer der andere

Was ist meine Heimat? Meine Vorstellung von Heimat hat nichts gemein mit dem Begriff Heimat, der in den Hetzkampagnen der Rechtspopulisten zu einer Propagandahülle wird, die nur dazu dient, vor dem Fremden, dem Anderen und dem damit verbundenen Niedergang des Eigenen, dem angeblich unmittelbar bevorstehenden Verlust der nationalen Identität zu warnen.

Die Verdrehung der Sprache, der Bedeutungen und Gegebenheiten in Kippbilder, Angst- und Schreckensszenarien ist auch das Werkzeug derjenigen, die sich selbst Identitäre nennen. Im vergangenen April wird die Bühne des Wiener Audimax von Identitären gestürmt und eine Aufführung von Elfriede Jelineks Schutzbefohlenen unterbrochen, mit Gewalt und Lärm, auf den Transparenten ist zu lesen: „Heuchler! Eure Dekadenz ist unser Untergang.“ Die Identitären beklagen sich als „die Vergessenen, die Jugend ohne Migrationshintergrund“. Sie bezeichnen das Publikum als „Heimathasser, Antidemokraten und Mulitkultis“. Und sie drohen: „Eure Kinder werden so wie wir.“

Die Identitären sehen sich als Helden, ebenso wie sich militante und gewaltbereite Islamisten als Helden sehen, beide kämpfen für ihren Begriff von Heimat, beide fühlen sich verloren, vergessen, benachteiligt und von der Globalisierung bedroht. Die von den Rechtspopulisten immer schon als Nestbeschmutzerin diffamierte Autorin Elfriede Jelinek arbeitet in ihren Texten ganz bewusst mit Kippfiguren, sie zeigt die Mechanismen der Medien- und Alltagssprache und des Informationskrieges auf und hinterfragt ideologische Begriffe wie Heimat und Heldentum.

Das Konzept des Feindes generiert das Bild des Feindes, der Feind ist immer der Andere, und der Andere ist eine Kippfigur, eine Projektionsfläche, die nach Belieben bespielt werden kann. Wer ist der Andere? Wer ist die Basis? Wo ist die Mitte der Gesellschaft und wer steht am Rand? „Wir sind das Volk“, behaupten die Rechtspopulisten in ganz Europa, damit vereinnahmen sie uns alle, beanspruchen ein Monopol auf dieses Wir und die Entscheidungsmacht, was das Wir ein- und ausschließt. Die Strategien der Angstmacher bedienen eine Sprache, die Gewalt evoziert, eine Sprache, die eine scheinbar um sich greifende Angst vor Identitätsverlust und Veränderung füttert.

Die Muttersprache weggeworfen

Was ist meine Identität? Ich wurde 1976 bei Wien als Kind von Einwanderern aus dem ehemaligen Jugoslawien geboren, einem Teil, der heute Serbien heißt. Ich habe zwei Muttersprachen gehabt, die österreichische und die serbische. Meine Eltern waren hart arbeitende und über die Maßen bemüht gute Ausländer, unauffällig, leise, beinahe unsichtbar. Als Heranwachsende habe ich die duldsame Haltung, das Gute-Österreicher-sein-wollen meiner Eltern abgelehnt. Ich war ein Ausländerkind, das Ausgrenzung erfahren hat, auch wenn ich die deutsche Sprache schon als Kind perfekt beherrscht habe. Das Wissen um meine Herkunft war vielen Grund genug. In der Grundschule waren meine engsten Freunde Kinder von Flüchtlingen aus Vietnam, sogenannte Boat People, für die sich der Pfarrer der Gemeinde einsetzte, was von der Bevölkerung großteils argwöhnisch beobachtet und kommentiert wurde. Meine Umgebung habe ich als Heranwachsende in einem steten Wechselbad von Neid und Verachtung wahrgenommen. Keine von ihnen – ein Niemand – zu sein, schien mir weitaus interessanter als Eine von ihnen zu sein.

Über einen Umweg aus Wut und Renitenz gegen den Ist-Zustand der Welt hat mich die Erfahrung von Fremdheit als Heranwachsende letztlich Empathie und Achtsamkeit gelehrt. Aber auf dem Weg dorthin habe ich meine serbische Muttersprache weggeworfen. Paradoxerweise, um mich gegen die Welt und die Regeln meiner Eltern zu stellen, habe ich mich meinerseits angepasst und mein Serbisch mehr als vernachlässigt, bis ich die Sprache beinahe verlernt habe. Mittlerweile besitze ich einen österreichischen Pass und einen serbischen. Ich habe begonnen, mir meine Muttersprache zurückzuholen, sie mir neu anzueignen.

Meine Eltern, die mit nichts als ein paar Habseligkeiten nach Österreich gekommen sind, haben es geschafft, vom sogenannten Rand der Gesellschaft in die Mitte zu rücken und mir dadurch einen Möglichkeitshorizont zu öffnen, den sie selbst nie hatten. Sie kamen als Gastarbeiter, leisteten ihren Beitrag und blieben. Wenn mich Menschen nach meinem Geburtsort fragen, und ich antworte: Wien, scheint es für sie klar, dass ich eine richtige Österreicherin bin. Aber sie wissen oder verstehen nicht, dass, wenn ich als Kind nach Hause gekommen bin, hinter unserer Wohnungstür eine ganz andere Welt mit eigenen Gesetzmäßigkeiten auf mich gewartet und mich geprägt hat. Die Erfahrung, in und zwischen zwei Welten aufgewachsen zu sein, empfinde ich als Bereicherung, auch wenn es mir einiges abverlangt hat.

Utopie der Vielfalt

In den 90er Jahren, während der Jugoslawienkriege, fühlte ich mich so zwischen den Welten zerrieben, dass ich für keine Seite Partei ergreifen wollte. Fremde Stimmen brachten den Krieg in die vier Wände unseres Zuhause, Dispute an unseren Familientisch, anonyme Anrufer fragten: „Bist du Serbin oder Kroatin?“ In diesem Sommer ist es das erste Mal seit den 90ern, dass ich Kroatien bereise. „Jeder Mensch ist eine Welt“, schreibt Sreten Ugričić, und ich denke, dass die meisten Menschen an einem Punkt ihres Lebens das existenzielle Gefühl des Nichtdazugehörens erleben. Die Entscheidung, wie wir damit umgehen, liegt bei uns: Ob wir in unserer eigenen Wut und Unzufriedenheit kochen, oder versuchen unser Gegenüber zu verstehen, die Fremdheit der Welt, ob wir das eigene Leben immer wieder mutig in die Hand nehmen – egal, was uns auch immer widerfahren ist oder wo wir herkommen.

Die Migrationsbewegung meiner Eltern hat mir ermöglicht, österreichische Autorin zu werden, über alles nachzudenken, alles zu erwägen, zu imaginieren, Utopien wie Dystopien zu spinnen, diese Spinnweben wegzuwischen, klare Worte zu finden, im Schreiben die Welt wie ein Puzzle zu sammeln. Für wen schreibe ich, wenn ich schreibe? Schreibe ich für die Vergangenheit, die Gegenwart, die Zukunft? Schreibe ich, um die Stimmen der Anderen zu schützen, die Stimme der schweigenden Mehrheit, schreibe ich gegen die Angst, auch gegen meine eigene Angst? Der Schreibprozess ist nicht frei von Verantwortung, aber zu oft finde ich keine Worte, werde von den Ereignissen überholt, bevor ich eine Stimme, eine Sprache dafür finden kann. Es ist den Versuch wert. Ich lebe zwischen den Sprachen, den Ländern, den Orten.

Meine Heimat ist meine Sprache. Ich habe die Freiheit, zu schreiben, was mir beliebt. Ich weiß um das Privileg, in einem Land aufgewachsen zu sein, in dem es keine Zensur gibt. Meine Heimat ist, wo ich Freunde und Familie habe, dort, wo ich mich einfach wohlfühle, auch dort, wo ich nie gewesen bin, an einem Sehnsuchtsort, in einer Utopie der Vielfalt. Ich wähle die Hoffnung als Bewusstseinszustand, ich lebe eine Form von kritischem Optimismus. György Dragomán sagt: „Poesie ist das Gegenteil von Propaganda. Jedes Mal wenn wir einen Zeitungsartikel lesen, sollten wir auch ein Gedicht lesen.“

Populistische Strategen

Ich bin in einem Europa aufgewachsen, das sich geöffnet hat, als Kind habe ich den Mauerfall in den Nachrichten gesehen und den Moment, als der österreichische Außenminister Alois Mock und der ungarische Außenminister Gyula Horn den Eisernen Vorhang nach mehr als 40 Jahren feierlich öffneten. Jetzt muss ich miterleben, dass in Europa wieder Grenzen gezogen, Zäune errichtet werden und Hass geschürt wird.

Was ist die Identität Europas? Wie beschützen wir unsere tolerante Gesellschaft gegen die Intoleranz aus den eigenen Reihen und von Außen?

Europa definiert sich durch eine Vielfalt an Kulturen – diese Vielfalt muss als europäisches Gut anerkannt werden. In einem freien Land zu leben, die Wahl zu haben, uns frei zu bewegen, bedeutet auch, dass wir Verantwortung tragen, dass wir unsere Vorstellungskraft und unseren Optimismus nicht verlieren dürfen. Unsere Kultur erlebt keine Verluste, es ist eine im steten Wandel und Wachstum begriffene Kultur. Sprache, Literatur und Kultur haben eine soziale Funktion und öffnen uns Gedanken- und Echoräume. Die aktuelle Diskussionen und viele Nachrichtenmeldungen beherrschende Sprache ist die des bodenlosen Hasses, der endlosen Bürokratie, die Sprache der Angstmacher, der Aufhetzer, der populistischen Strategen. Übersetzen wir diese Sprache, transformieren wir diese Sprache einen gemeinsamen Dialog. Üben wir uns im Perspektivwechsel: Wie ist der Blick vom Rand? Von oben? Von der Seite? Aus der Mitte? Geben wir unserer Identität Echoräume.

Durch meine Ferienwochen rauschen die Eilmeldungen und Terrorwarnungen aus Nizza, Ansbach, München, Reutlingen, Florida, Rouen, tagsüber, nachts, deren hysterisches Echo aus den sozialen Netzwerken und spekulativ-reißerischen Berichterstattungen. Während ich das Meer betrachte, das Kommen und Gehen der Wellen, wie das Rauschen der Informations- und Kommunikationskanäle, rufen die Nachrichten den Sommer der Angst in Europa aus.

Der Krieg zieht in die Sprache

„Wir sind in Sicherheit“, steht in einer SMS von Freunden. Als die Gäste des Hofbräuhauses über ihre Smartphones vom Terroralarm in der Münchner Innenstadt erfahren, bricht – ohne dass vor Ort etwas passiert ist – Panik aus, eine Welle, die nicht mehr aufzuhalten ist. Andernorts, später, als ein Flashmob die abendlichen Straßen von Madrid stürmt und Paparazzimeute spielt, werden die Selfiesticks von den Passanten und Touristen für Waffen gehalten, das Spiel kippt ins chaotische Angstszenario, die Realität in Absurdität. Die Ereignisse überholen uns rechts und links, die Ereignisse nehmen keine Auszeit, Angst und Misstrauen werden durch all diese Ereignisse und die Art der Kommunikation darüber geschürt, drohen unsere Gesellschaft zu spalten, die Mitte zu schwächen und vor allem den rechten Rand zu stärken. Hier nimmt das Rauschen in den Informations- und Kommunikationskanälen Überhand, verändert Nachrichten in Hetzbotschaften, lässt den Krieg in unsere Sprache ziehen.

Nach wie vor gilt: Es gibt keine einfachen Antworten für komplexe Probleme, Konstellationen und Situationen, es gibt keine Helden, keine Erlösung, keine Erfüllung der schillernden populistischen Versprechen. Es wird gesagt: Die Menschen haben ein Recht auf ihre Angst. Ich will korrigieren: Wir haben das Recht, keine Angst zu haben, wir haben das Recht, uns zu informieren, wir haben das Recht, in Dialog zu treten, wir haben das Recht, zu hoffen und die Pflicht, achtsam und kritisch zu bleiben, nicht wegzusehen, selbstständig zu denken und Fragen zu stellen, damit das Hintergrundrauschen der Angstmacher auf unseren Kanälen wieder leiser wird.

Am ersten Abend meiner Rückkehr nach Berlin besuche ich ein kleines Kino in meinem Kiez. Die langsam erzählten Bilder von Fuoccoammare, einem Dokumentarfilm von Gianfranco Rosi, ziehen an mir vorbei, beschreiben den Alltag auf der Insel Lampedusa. Eine Stimme aus einem Funkgerät gibt Koordinaten durch, bittet darum, gerettet zu werden: „Hier sind Frauen und Kinder.“ Eine Frau, die Tomaten schneidet, das Radio läuft, bei einer Nachrichtenmeldung aus dem Radio bekreuzigt sie sich, murmelt: „Diese armen Seelen.“ Zwei italienische Jungen, die über die Insel streifen und mit Steinschleudern auf Kakteen schießen; Männer in weißen Schutzanzügen, die Leichensäcke an Bord eines Schiffes hieven; eine Kamerafahrt im Rumpf des Schiffes, verdrehte Körper, verstreute Habseligkeiten und Müll, zeigt die Gesichter der Leichen nicht; der kleine italienische Junge Samuele beim Arzt: Mit seinem linken Auge kann er nur schlecht sehen, der Arzt bezeichnet es als träge. Samuele hofft, den schwachen Sehnerv trainieren zu können, um möglichst bald mit beiden Augen sehen zu können. Er bekäme auch immer wieder schwer Luft, sagt er, und der Arzt hört ihn ab und sagt beruhigend, das sei nur Angst. Ein Zustand, der vorbeiziehen wird.

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