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Schwindelnd in die Zukunft

Die USA sind voller Konflikte, die niemand beseitigen will. Man hat gelernt, sich damit einzurichten. Diese Fähigkeit werden die Amerikaner jetzt mehr denn je brauchen.

© Ann Cotten

Los Angeles hat was von einer Zeltstadt. Nicht nur wegen der Zelte der Obdachlosen, sondern auch historisch: Ihre Gegenwart verschwindet zwischen dem Licht imaginierter Zukunft und den Trugschatten von in Überhöhung und Vergessen gespaltenen Vergangenheiten. Und es amüsiert mich, diese Folie und die von Occupy-Camps oder vom Camp am Standing Rock übereinanderzulegen. Weiter„Schwindelnd in die Zukunft“

 

Als Nomade im Bible Belt

Die Prohibition funktioniert. Allen, die anders sind, wird mit Feindschaft begegnet. Wie überlebt man in den Südstaaten der USA, wo der Geist weißer Kleinbürger regiert?

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© Ann Cotten

Sowohl Kansas City als auch Detroit besitzen Statuen ihrer Geister aus den 50er Jahren. Detroits berühmter spirit hält in der einen Hand Gott, in der anderen die Familie und bekommt anlassbezogen die Dressen der heimischen Mannschaften angezogen. Die Bronzestatue in Kansas City ist im Internet kaum präsent; es handelt sich um eine nackte Fischerin, die ihr Netz wie eine Boa gedankenverloren hinter sich schleifen lässt, während die Fische entweichen. Möglicherweise ist diese Figur, so wie das berühmtere gleichnamige Bild von Norman Rockwell, eine Referenz auf die Flutkatastrophe 1951. Weiter„Als Nomade im Bible Belt“

 

Eissturm war in Washington

Mit Rassismus ist es wie mit vielen Problemen: Es herrscht der Konsens, ihn abzuschaffen, aber die Apparate laufen weiter, die ihn aufrechterhalten. Zu Besuch in Washington

© Ann Cotten
© Ann Cotten

Bitte lassen Sie die Kunden zuerst aussteigen, heißt es in der U-Bahn in Washington, das Wort durch den überdehnten Gebrauch in einen sarkastischen Metajargon einschleusend. Müsste es nicht heißen: „the people who self-identify as customers“ – die Leute, die sich selbst als Kunden bezeichnen? Die Phrase von der Selbstidentifikation hat sich stark ausgebreitet, in offiziellen Formulierungen und Medien und im notorisch tastenden privaten Sprachgebrauch. Ironien sind im sogenannten uptalk oder high rising terminals (UK) zu einem standardisierten Unsicherheits-Absicherungsbrei geworden. Überall Mangel an Verben im Vokabular – stattdessen sagt man „ist“ mit einer Distanzierung und sucht dann nach einem passenden Adjektiv: it’s like, like, like, uhm … nice? Weiter„Eissturm war in Washington“

 

Der Zufallsgenerator

Könnte Trumps skandalöse Unberechenbarkeit nicht auch eine Art Hoffnung darstellen? Unsere Autorin ist nach New York gereist, um Amerika verstehen zu lernen.

© Timothy A. Clary/AFP/Getty Images
© Timothy A. Clary/AFP/Getty Images

Beim Anflug auf New York hatte ich mehrere Aufgaben im Kopf. Eine von ihnen war, herauszufinden, was es mit dem Trump-Problem wirklich auf sich hat. Klar, das ist ein übles Tier, ungustiös, die geradezu körperliche Ekelreaktion, von der viele sprechen, leuchtet sofort ein, und wenn ich daraus eine Meinung bilden wollte, wie es dem Menschen natürlich liegt – instinktiv empfundenen Ekel mit moralischen Gründen unterfütternd – wäre sie schon fertig. Weiter„Der Zufallsgenerator“