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Lachen über Politikclowns

 

Trump, Le Pen, Höcke. Dummheit und Ressentiment allerorten. Man will sich gar nicht ausmalen, wie dieser rechte Albtraum weitergeht. Vielleicht ist Humor eine Lösung.

Der amerikanische Wrestler Sam Adonis mit einer Trump-Flagge © Edgard Garrido/Reuters

Trump ist zum Friseur gegangen! Davon bin ich heute Morgen schweißgebadet aufgewacht. „Ich kann nicht mehr, jetzt wird man schon bis in die Träume von diesem Wahnsinn verfolgt!“ Schreiend bin ich durch die Wohnung. Sammy, mein kleiner Sohn, ist erschrocken, obwohl er wie immer Kopfhörer aufhatte, ich muss ziemlich laut gewesen sein.

„Es ist zum Kotzen! Ich kann’s einfach nicht mehr sehen!“ Trotzdem lief ich zum Fernseher und musste feststellen, dass Trump keineswegs beim Friseur gewesen war. Er sah genauso aus wie am Vortag, Frau Le Pen übrigens auch, ihr fescher Hosenanzug stand ihr ziemlich gut, was sie mir noch unsympathischer machte.

Alter Schwede, das Jahr ist gerade mal ein paar Wochen alt und ich fühle mich schon hundemüde!? Wie soll das weitergehen?

Früher, also letztes Jahr noch, habe ich mir um diese Zeit mein Karnevalskostüm genäht, mir eine verrückte Frisur zugelegt. Jetzt sind mir diese beiden Clowns, was Haarschmuck und Outfit betrifft, zuvorgekommen, und das noch lange vor Weiberfastnacht! Meine Laune ist dahin, eigentlich schon seit Jahresbeginn: Neulich war die Grüne Woche hier in Berlin, aber ich bin mir sicher, dass sich die Veranstalter geringfügig vertan haben, denn sie meinten eigentlich die Braune Woche.

Die Woche begann am Montag mit dem Scheitern des NPD-Verbots, weil sie angeblich zu harmlos sei. Verfassungswidrig: ja, aber von zu geringer Bedeutung, um sie zu verbieten. Ich lasse mir das noch einmal auf der Zunge zergehen: das Verbot wegen Geringfügigkeit abgelehnt.

Am darauffolgenden Dienstag tauchte Frau Zschäpe wieder einmal aus dem Jenseits der Untersuchungshaft auf und man stritt, ob sie nun tatsächlich eine Persönlichkeitsstörung habe oder vielmehr doch sehr genau wisse, was sie tue. Sie sei sprachkompetent, intelligent, sogar um Witz bemüht. Die Rolle des Heimchens am nationalen Herd nähme man ihr nur noch schwer ab. Im Verhältnis zu Männern gäbe sie sich überlegen …

Loben statt Verbieten

Der böse Begriff der „Manipulation“ kam auf. Wobei meiner Fantasie überlassen bleibt, was dort manipuliert werde: Frau Zschäpe und ihr vorgebliches Nichtwissen, oder der gesamte Prozess eine manipulierte Farce, oder gar die angeblichen Selbstmorde der NSU-Kameraden nur manipulierte Ereignisse? Auch sie erschien vor der Kamera bestens frisiert.

Am Mittwoch dann der vorläufige Höhepunkt mit dem AfD-Vorsitzenden Höcke und seinem kraftmeiernden „Denkmal der Schande„.

Um es dezent auszudrücken: Das war eine Kackbraune Woche!

Wenn man die NPD nicht verbieten mag, hätte ich einen Gegenvorschlag. Ähnlich wie bei Tieren oder Kindern, wo die besten Erfolge nicht durch Verbot und Strafe erzielt werden, sondern laut einschlägigen Ratgebern durch Lob, könnte man doch beginnen, die NPD von Herzen zu loben. Gleichsam totbestätigt würde sie den Widerstand aufgeben. Sie würde sich, derart totgelobt, schlichtweg in Luft auflösen! Die arme Partei, die doch eh nur noch 5.000 Mitglieder hat, weil sie ihr alle davongelaufen sind zur verfassungsmäßig vorbildlichen AfD.

Und der manipulativen (oder etwa manipulierten?) Frau Zschäpe, deren Prozess die Grauzone von Verfassungsschutz und BND gefährlich berührt, wünsche ich einen dieser sympathischen, graugewandeten BND-Ehegatten, eine Beziehung auf Augenhöhe, geprägt von gegenseitigem Respekt und tiefstem Vertrauen.

Und schließlich zu Herr Björn Höckes „Denkmal der Schande“. Heißt der Genitiv – Herr Höcke ist schließlich ehemaliger Gymnasiallehrer – , dass das Denkmal im Herzen des Volkes an die Schande des Völkermords erinnert? Nein, natürlich nicht! Er meint selbstredend, dieses Denkmal sei eine Schande im Herzen des einzigen Volkes der Welt, oder so ähnlich. Wie hat der Geschichtslehrer Höcke im Rhenanius-Gymnasium Bad Sooden-Allendorf denn wohl das „Tausendjährige Reich“ in seinem Unterricht behandelt? Wie ist es ihm gelungen, den Fakt des Völkermords nicht als Schande zu behandeln? Etwa als Triumph? Oder hat er ihn virtuos umschifft? Man kann es sich nur schwer vorstellen. Jetzt gibt Herr Höcke Geschichtsunterricht vor der AfD-Jugend und über die Medien seinem geliebten deutschen Volk.

Genialer Einfall

Warum geht er nicht eine Weile mit seinem Freund, dem Dresdner Richter und AfD-Bundestagskandidaten Jens Maier („Björn Höcke ist meine Hoffnung“) nach Polen oder nach Ungarn? Frankreich geht inzwischen auch, dort freut man sich über stramme Rechtsgesinnte, und wir hätten in der BRD noch ein Weilchen Ruhe und müssten uns solchen gefährlichen Schwachsinn nicht anhören.

Was hätten denn diese beiden in Berlins Mitte lieber? Ein Heldendenkmal mit dem Obergefreiten aus Braunau?

Ja, ich überspitze, weil ich wütend bin, und zur Grünen Woche bin ich auch nicht, denn ich hatte mir an Deutschland den Magen verdorben.

Und vor ein paar Tagen erklärte ein renommierter Migrationsforscher in einer Talkshow, dass 50 Millionen gewaltbereite Muslime vor der Tür stünden. Gott sei Dank widersprach ihm die ebenfalls anwesende Politikerin, bändigte meine aufkommende Wut und Panik und ermöglichte mir einen einigermaßen erholsamen Schlaf.

Sie übrigens hat eine neue Frisur. Ein bisschen sieht sie nun aus wie Frau Merkel, aber ich hatte meine Brille nicht auf.

Mitte Februar, und hüben wie drüben Dummheit, Panik und Ressentiments.

Ich beuge mich zu meinem Sohn, nehme ihm vorsichtig die Kopfhörer ab und habe folgenden genialen Einfall: Lass uns zusammen zum Friseur gehen und dann direkt nach Köln zum Karneval! Ein bisschen über diese Irren lachen kann nicht schaden, gut frisiert, allemal!

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